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Rechtspopulismus

KuchenTV verteidigt rechtsextremen YouTuber

In einem Video aus dem Mai 2025 ging KuchenTV auf eine Folge der Sendung ZDF Magazin Royale ein, in der Jan Böhmermann den Vornamen und einige weitere Informationen zur Identität des rechtsextremen YouTubers Clownswelt öffentlich machte.

KuchenTV verteidigte den rechtsextremen YouTuber gegen den Vorwurf, dieser sei rechtsextrem. Er stellte dessen Inhalte unvollständig und verharmlosend dar, übernahm möglicherweise Inhalte aus dem Statement des rechtsextremen YouTubers und reproduzierte rechtsextreme Memes.

„Irgendeine Ostmulle“

Zu Beginn des Videos zählt KuchenTV die rechten Influencer auf, die das ZDF in seiner Sendung thematisiert hatte. Die rechtsextreme YouTuberin Charlotte Corday stellt KuchenTV in dieser Aufzählung als „irgendeine Ostmulle“ vor. Er signalisiert, dass eine rechtsextreme Frau für ihn nur eine beliebige Person ohne Namen ist, während er die Pseudonyme der anderen aufgezählten rechtsradikalen und rechtsextremen Kanäle nennt.

YouTube: KuchenTV 2025

Der Begriff „Ostmulle“ entspringt einem rechtsextremen TikTok-Trend, bei dem sich rechtsextreme, meist junge Frauen unter Hashtags wie „#Ostmulle“ oder „#OstmullenDienstag“ mit Lip Syncs darstellen. Dafür verwenden die Frauen häufig rechtsextreme Musik.

Das rechtsextreme Meme, das KuchenTV in seinem Video reproduziert, wurde von dem Neofaschisten Martin Sellner als „massiver metapolitischer Dammbruch“ gefeiert.

KuchenTV dekonstruiert das rechtsextreme Meme nicht und er klärt nicht darüber auf. Er reproduziert es, indem er den von Rechtsextremen gefeierten Begiff übernimmt. Auch abseits des Memes „Ostmulle“ ist der sexistische Begriff „Mulle“ in der rechten Internetkultur zur Abwertung von Frauen gebräuchlich.

Poggenburg

Um den Satiriker Jan Böhmermann zu beleidigen, verwendet KuchenTV in seinem Video den Ausschnitt einer Rede des rechtsextremen Politikers André Poggenburg. In dem Ausschnitt einer Rede auf einer Kundgebung der islamfeindlichen, völkischen und rechtsextremen PEGIDA von 2018 sagt Poggenburg:

„Die linke Witzfigur Jan Böhmermann“

Der rechtsextreme Politiker war AfD Mitglied und von 2014 bis 2018 Landesvorsitzender der AfD Sachsen-Anhalt. Poggenburg gilt als enger Gefolgsmann des Neofaschisten Björn Höcke, mit dem er 2015 gemeinsam die rechtsextreme „Erfurter Resolution“ des völkischen, sogenannten „Flügels“ der AfD schrieb.

Poggenburg, dessen Aussage KuchenTV in seinem Video für einen Angriff auf Jan Böhmermann abspielte, bedient sich häufig der Rhetorik und Ideologie des Nationalsozialismus. Er will völkisches Denken fördern und spricht von einer „Volksgemeinschaft“ der Deutschen.

Linksextreme bezeichnete Poggenburg 2017 als „Wucherung am Volkskörper“. Als Björn Höcke in einer Rede beim Neurechten Institut für Staatspolitik „Afrikanern“ unterstellte, sie seien einem sogenannten „Ausbreitungstyp“ zugehörig, applaudierte Poggenburg stehend. Über Asylsuchende sagte er, „Horden von ausländischen Kulturbereicherern“ würden „unsere Frauen angrabschen und anpöbeln“. In Deutschland lebende Türk*innen bezeichnete Poggenburg 2018 als „Kümmelhändler“ und „Kameltreiber“. Er sagte, diese sollten sich

„dahin scheren, wo sie hingehören, weit, weit, weit, hinter den Bosporus zu ihren Lehmhütten und Vielweibern. Hier haben sie nichts zu suchen und zu melden.“

In derselben Rede nannte er Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft „heimat- und vaterlandsloses Gesindel“. Seine Äußerungen über in Deutschland lebende Türk*innen versuchte Poggenburg später als „Satire“ zu erklären.

Auch die rechtsextreme Parole „Deutschland den Deutschen“ nutzt Poggenburg. Im Juli 2024 sollte, wie schon 2022, auf Poggenburgs Rittergut in Stößen das Sommefest des rechtsextremen Magazins Compact stattfinden. Unter den Teilnehmern waren 2022 der rechtsextreme Aktivist Christian Klar und der Neonazi Frank Rennicke.

Die Beispiele des ZDF

Im Hauptteil seines Videos stellt KuchenTV den Inhalt der Sendung des ZDF Magazin Royale falsch dar. Er sagt:

„Dadurch, dass aber viele Zuschauer wahrscheinlich mit Influencern wie Clownswelt überhaupt nichts anfangen können, wäre es ja sehr klug gewesen, den Zuschauer abzuholen und klarzumachen, welche Meinungen oder welche Videos jetzt einen Clownswelt zu einem Rechtsextremen machen. Allerdings, wurde da nicht wirklich drauf eingegangen, aber man hat’s extra tausend Mal erwähnt.“[sic!]


Fact Check

Zu der politischen Einordnung von Clownswelt stellte das ZDF in seiner Sendung diese Beispiele bereit:

Beispiel 1

YouTube: ZDF Magazin Royale 09.05.2025

Ein Interview von Clownswelt mit dem ehemaligen AfD Bundestagsabgeordneten Roger Beckamp, den Clownswelt als Gast in seinem Video vorstellte. In dem Interview sagt Clownswelt:

„Ich finde es auch schön, dass Sie sich hier einmal Zeit nehmen für das politische Vorfeld.“

Clownswelt macht damit deutlich, dass er sich als aktivistischer Arm der rechtsextremen AfD versteht.

In seinem Video zeigte KuchenTV dieses Beispiel nicht, obwohl sich Clownswelt darin mit eigenen Worten zur rechtsextremen AfD bekannte und diese Information eine erhebliche Bedeutung bei der Bewertung von Clownswelt als „rechtsextrem“ gehabt hätte.

Beispiel 2

YouTube: ZDF Magazin Royale 09.05.2025

Das ZDF zeigte einen Videoausschnitt, in dem Clownswelt sagte:

„Ja, aber AfD soll hochgehen, damit viele Leute abgeschoben werden.“

KuchenTV sagte zu diesem Ausschnitt:

„Mehr Abschiebungen zu fordern, macht eine Person jetzt halt einfach nicht rechtsextrem.“

KuchenTV geht in seinem Video nicht darauf ein, dass sich die Aussage von Clownswelt auf den erhofften Wahlerfolg und die Abschiebepläne der rechtsextremen AfD bezogen.

Wenn sich eine Person, der Rechtsextremismus zum Vorwurf gemacht wird, für den Wahlerfolg einer rechtsextremen Partei ausspricht, so ist das ein schwerwiegendes Indiz für den Vorwurf des Rechtsextremismus. Ein Indiz, das KuchenTV in seinem Video nicht nennt, obwohl es vom ZDF gezeigt wurde.

KuchenTV stützt seine verharmlosende Darstellung der Aussage von Clownswelt, indem er diese Aussage mit einer Abschiebeforderung von Olaf Scholz gleichsetzt. Er ordnet nicht ein, wie sich die rechtspopulistischen Abschiebeforderungen Olaf Scholzs qualitativ von der rechtsextremen „Remigrationsagenda“ der AfD unterscheiden.

Beispiel 3

YouTube: ZDF Magazin Royale 09.05.2025

Das ZDF zeigt anhand eines Beispiels auf, in welchen politischen Kreisen die Beiträge von Clownswelt referenziert werden. Das Beispiel zeigt einen Facebook Beitrag, in dem der Neofaschist Björn Höcke mit den Worten „schöne Richtigstellung“ ein Video von Clownswelt empfiehlt, in dem dieser sich für Alice Weidel und Björn Höcke ausspricht.

Das ZDF zeigt außerdem auf, dass dieser Verweis auch auf der offiziellen Website der AfD Thüringen zu finden ist.

KuchenTV thematisiert auch dieses Beispiel in seinem Video nicht.

Beispiel 4

YouTube: ZDF Magazin Royale 09.05.2025

In einem weiteren Ausschnitt zeigt das ZDF, wie Clownswelt sagt, dass Frauen weniger rechts wählen würden, weil sie angeblich

„auf natürliche Art und Weise mehr zu Unterwerfung tendieren.“

KuchenTV sagt dazu lachend:

„Unterwerfung ist hier wahrscheinlich überhaupt nicht das richtige Wort und das hätte man nicht so formulieren sollen.“

Eine Analyse des biologistischen Essentialismus, den der rechtsextreme YouTuber mit seiner Aussage transportiert, nimmt KuchenTV nicht vor, obwohl dieser im Antifeminismus, Rassismus, Antisemitismus und in der LGBTQIA-Feindlichkeit der extremen Rechten eine bedeutende Rolle spielt.

KuchenTV verteidigt den Rechtsextremen. Er verharmlost dessen Aussage mit der wohlwollenden Darstellung, Clownswelt habe seine Meinung nur unklug formuliert.

Zur weiteren Verteidigung des rechtsextremen YouTubers stellt KuchenTV einen Ausschnitt aus dem Statement vor, das Clownswelt nach der Veröffentlichung der Sendung des ZDF Magazin Royale abgegeben hatte. Darin bestätigt Clownswelt seinen biologistischen Essentialismus mit einer verkürzten Darstellung der Wirkung von Sexualhormonen auf das Verhalten von Männern und Frauen.

KuchenTV prüft diese Aussagen nicht. Er sagt:

„Ob das jetzt wirklich so stimmt oder nicht, das sei einfach mal dahingestellt. Das ist halt seine Interpretation des Wahlergebnisses und das ist ja zumindest ein Punkt, den man einfach vernünftig diskutieren könnte.“

KuchenTV lässt in seinem Video einen rechtsextremen YouTuber zu Wort kommen, ohne dessen Thesen zu überprüfen. Kurz danach sagt er:

„Ich kann mir aber schon vorstellen, dass Frauen im Schnitt einfach auch sozialer denken als Männer und deswegen halt eine Partei wählen, die ja per se schon ein sehr soziales Programm hat.“

Ob KuchenTV die Aussage von Clownswelt bewusst falsch darstellt, wenn er dessen biologistische Darstellung in seinen eigenen Worten auf eine Darstellung ohne biologische Ursachen verkürzt, um der verfremdeten These zustimmen zu können oder ob KuchenTV dieser Unterschied mangels Wissens gar nicht erkennt, kann KuchenFiles nicht bewerten.

KuchenTV sagt:

„Und auch, wenn ja, wie gesagt, Unterwerfung schon ein sehr komisches Wort dafür ist, muss man sagen, auch diese Aussage macht ihn halt nicht rechtsextrem.“[sic!]

Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt zu dem Thema:

„Die extreme Rechte geht aus von einer völkischen Geschlechterordnung, in der Männer und Frauen durch ihr biologisches Geschlecht ihre Rolle in der gedachten Volksgemeinschaft zugewiesen wird: Frauen sind in erster Linie für die Sorge um den Nachwuchs zuständig, Männer für die Verteidigung des angeblich angestammten Lebensraumes. Jede Infragestellung der „Natürlichkeit“ von Geschlecht kommt daher einer Infragestellung der völkischen Ordnung als Ganzes gleich.“

In der Handreichung „(R)echte Männer und Frauen Analysen zu Geschlecht und Rechtsextremismus“ der Amadeu Antonio Stiftung heißt es:

„In der extremen Rechten wird Geschlecht also nicht als soziales Konstrukt, soziale Praxis oder Ausdruck von Macht- und Herrschaftsverhältnissen verstanden, sondern als binär, aufeinander bezogen und natürlich vorausgesetzt (Gutsche 2018: 76). Geschlecht wird somit gesellschaftlichen Aushandlungen und modernen Entwicklungen entzogen. Die Logik der Essentialisierung und Biologisierung sozialer Verhältnisse ist für rassistische, nationalistische und antisemitische Weltbilder typisch. Oft gehen mit ihnen ‚Reinheitsvorstellungen‘ einher. Denn für die Aufrechterhaltung der Idee einer in sich geschlossenen und homogenen ‚Volksgemeinschaft‘ bedarf es ‚echter Männer und Frauen‘ (Goetz 2022: 38) mit jeweils spezifischen Rollen, Eigenschaften und Funktionen.“

Clownswelt führte die angebliche Neigung zur „Unterwerfung“ bei Frauen auf eine angeblich „natürliche Art und Weise“ biologistisch zurück und bestätigte dies mit seinem Statement nach der Sendung des ZDF Magazin Royale.

Der wissenschaftliche Konsens zu dieser These sieht in geschlechtsspezifischen biologischen Faktoren nur einen sehr geringen und nicht deterministischen Einfluss auf politische Präferenzen, während ein starker Konsens über eine große Wirkung soziokultureller Faktoren auf politische Präferenzen besteht. Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage, auf der sich eine geschlechtsspezifische Unterordnungstendenz biologisch determinieren lässt.

Clownswelt erklärt in seinem Statement nicht, warum er von einer angeblichen „natürlichen“ Tendenz von Frauen zur „Unterwerfung“ sprach. Seine Strategie, die Aussage in seinem Statement leicht abzumildern, um sie dennoch biologistisch zu begründen, wird von KuchenTV nicht thematisiert. KuchenTV geht auch nicht darauf ein, dass Clownswelt, eine angebliche Neigung zur „Unterwerfung“ mit einer „Neigung zu Empathie“ gleichsetzt und er erwähnt nicht, dass sich Clownswelt von seiner ursprünglichen Aussage gar nicht distanziert hat.

Bewusste Auslassungen?

Obwohl das ZDF Magazin Royale vier Beispiele zeigte, setzt sich KuchenTV in seinem Video nur mit zweien der vier Beispiele auseinander. Bei seiner Bewertung dieser zwei Beispiele stellte er diese verzerrend und verharmlosend dar, um das von ihm gewünschte Bild zu erzeugen, dass das ZDF nicht gezeigt habe, warum man Clownswelt als rechtsextrem bezeichnen kann.

Diese beiden Beispiele aus der Sendung des ZDF Magazin Royale hat KuchenTV in seinem Video nicht thematisiert:

Über den Vorwurf des Rechtsextremismus gegen Clownswelt, sagt KuchenTV in seinem Video:

„Jan Böhmermann hat diesen Vorwurf, den er Clownswelt mehrmals an den Kopf wirft, überhaupt nicht belegt. Ich persönlich kenne den Content von Clownswelt viel zu wenig, um jetzt zu sagen, ob das stimmt oder nicht. Aber nachdem ich das Video von Jan Böhmermann gesehen habe, habe ich keinen einzigen Grund dafür, zu glauben, dass er das ist. Also tolle Arbeit mal wieder.“

Obwohl KuchenTV in seinem Video aus dem Statement von Clownswelt zitiert, um ihn zu entlasten, zeigt er diese Teile aus dem Statement, die den Vorwurf des Rechtsextremismus gegen Clownswelt stützen, nicht:

  • Den Teil, in dem Clownswelt Werbung für die Neurechte Junge Freitheit und deren Petition gegen das AfD Verbot macht. Der Politikwissenschaftler Patrik Kessler schrieb 2018 in seinem Buch „Die ‚Neue Rechte‘ in der Grauzone zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus?“ über die Junge Freiheit, diese bilde ein Scharnierorgan „um den Rechtsextremismus mit anderen Bereichen der Gesellschaft zu verknüpfen“.
  • Den Teil, in dem Clownswelt den Neofaschisten Björn Höcke verteidigt. Er sagt in seinem Statement, Höcke sei „medial verbrannt“ und „durch jahrelanges mainstreammediales Kalkül“ als „die Reinkarnation Hitlers auf Erden geframt“ worden.
  • Die Verschwörungstheorie, es gebe in Deutschland eine „Einheitsmeinung“ und eine „vorherrschende Mehrheitsmeinungsdoktrin“
  • Den Teil, in dem Clownswelt andere rechtsextreme und rechtsradikale YouTuber als „dissidente Szene“ darstellt.
  • Den Teil, in dem Clownswelt seine Aussage, er verstehe sich als „politisches Vorfeld der AfD“, zeigt und diese Aussage nicht korrigiert.
  • Auch die transfeindliche Aussage und die Verschwörungstheorie, die Clownswelt am Ende seines Statements zu seiner These über geschlechtsspezifische Wahlentscheidungen anfügt, thematisiert KuchenTV nicht, obwohl sie für eine politische Bewertung wichtig gewesen wären. Diesen Teil des Statements von Clownswelt hat KuchenTV nicht gezeigt:

    „Frauen haben im Durchschnitt eine höhere Tendenz zu emotionaler Sensibilität oder Angst, also genau das, worauf eure Propaganda zugeschnitten ist. Also ich bemühe mich wenigstens um einen rationalen Erklärungsansatz. Du stellst das, was ich sage, einfach nur in den Raum und vertraust auf dein Publikum, was das ganz schlimm findet, weil jemand gegen eure Religion der ewigen Gleichheit geketzt hat. Denn es gibt ja absolut keinen Unterschied zwischen Mann oder Frau und ich kann morgen eine Frau sein. Nenn mich bitte ab jetzt Renate!“ [sic!]

Dieses Video zeigt die Inhalte aus dem Statement von Clownswelt, die KuchenTV in seinem Video nicht thematisiert hat.

Weitere Beispiele der ZEIT

In seiner Sendung erklärte Jan Böhmermann, dass die Recherchen zu Clownswelt gemeinsam mit der Redaktion der ZEIT erfolgt seien, die am selben Tag einen Artikel über den rechtsextremen YouTuber veröffentlichte.

DIE ZEIT zeigte darin diese weiteren Beispiele zur politischen Bewertung auf. Die Aussagen deuten in der Gesamtschau auf radikal rechte Einstellungen hin:

„Der Mann, der Olaf Scholz als Kriegstreiber beschimpft, sich über den Körper der Grünenpolitikerin Ricarda Lang lustig macht und Greta Thunberg als ‚zurückgeblieben‘ beleidigt, will selbst unerkannt bleiben.“

„Einer der bekanntesten YouTuber dieser Szene ist Aron P., der als Shlomo Finkelstein unrühmliche Bekanntheit erlangt hat. Er sitzt unter anderem wegen Volksverhetzung im Gefängnis, weil er unter anderem ein Hakenkreuz gezeigt hatte und eine Szene, in der ein Koran verbrannt wurde. Clownie hatte Aron P. immer wieder als Gast in seine Gesprächssendung KetzerKirche eingeladen.“

„Marc-Philipp L. diffamiert in seinen Beiträgen trans Personen, Geflüchtete, queere Menschen und Frauen“

„Warnungen vor den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels nennt er Panikmache. Greenpeace ist für ihn ein ‚Extremistenverein‘.

„Der Bundesregierung unterstellt er, dass sie monogame Liebe, Treue und Kinder verachte.“

„Seine Rechtsaußen-Anspielungen wählt Marc-Philipp L. geschickt, wenn er seine Abonnentinnen und Abonnenten ’stabil wie Thors Hammer‘ nennt oder sich über Juden lustig macht, indem er aufruft, ihm ‚Schekel‘ zu spenden.“

„Er habe begonnen, an der Wissenschaft zu zweifeln, und immer öfter über Impfstoffzulassungen und Lockdowns diskutiert.“

„Bekannte bemerkten nach und nach, dass sich Marc-Philipp L. merkwürdige Einstellungen und Verschwörungsmythen zu eigen machte. Er habe behauptet, dass trans Personen krank seien und psychologisch behandelt werden müssten.“

„Dass Hormone im Leitungswasser dazu führten, dass Männer homosexuell würden.“

„Er habe gesagt, dass Frauen sich in einer Beziehung um Kinder, Küche und Haus kümmern müssten.“

„Er habe verbreitet, dass schwarze Menschen oder People of Color krimineller seien als Weiße.“

„Besonders die abwertende Haltung gegenüber Frauen fiel den Bekannten negativ auf. Marc-Philipp L. habe sich als Alpha-Mann gesehen, dem sich Frauen unterzuordnen hätten. Opfer von sexualisierter Gewalt seien selbst schuld, wenn sie sich zu freizügig kleideten.“

KuchenTV ging in seinem Video auf keines dieser Beispiele ein.

Wieso das ZDF innerhalb seiner Sendung mit mehr als den gezeigten vier Beispielen vollumfänglich begründen müsse, warum der YouTuber als rechtsextrem zu bewerten ist, teilte KuchenTV in seinem Video nicht mit.

Was KuchenTV hätte wissen können

Eine Titelsuche auf dem YouTube Kanal des Rechtsextremisten und ein Überblick über die dargestellten Thumbnails lassen schnell erkennen, dass sich Clownswelt in einer rechtsextremen Themensphäre bewegt, sich rechtsextremer Sprache und Erzählungen bedient, sich als Fürsprecher der AfD und als Anhänger des rechtsextremen Politikers Björn Höcke zeigt.

Auf Telegram und YouTube präsentiert sich Clownswelt als Anhänger der rechtsextremen Verschwörungstheorie, es ginge ein „großer Austausch“ und eine „Umvolkung“ vor sich. Die Verschwörungstheorie geht davon aus, dass ein durch Blut und Boden definiertes, weißes „Deutsches Volk“ durch Migration ausgelöscht werden soll.

Auch in einem YouTube Video stellte Clownswelt die rechtsextreme Verschwörungstheorie mit einem sarkastischen Kommentar als gegeben dar.

Auch die, in der rechtsextremen Internetkultur verbreiteten sarkastischen Abwertungen von Asylsuchenden als „Goldstücke“ und „Kulturbereicherer“ verwendet Clownswelt.

Clownswelt feiert die vorläufige Aufhebung des Verbotes gegen das rechtsextreme Magazin Compact.

Clownswelt verbreitet häufig die Telegram Beiträge des rechtsextremen Politikers Björn Höcke und bekennt sich zum Stolzmonat, einer Social Media Kampagne der extremen Rechten.

Die „Andersdenkenden“

KuchenTV distanziert sich zwar von den Inhalten von Clownswelt, verharmlost diese Inhalte aber über sein gesamtes Video hinweg. Er sagt zum Beispiel:

„Es geht hier ja wirklich einfach nur darum, Clownswelt komplettes Privatleben zu zerstören, weil er eine andere Meinung hat als Jan Böhmermann. Denn dass er wirklich ein Rechtsextremist ist, das konnte Jan Böhmermann faktisch nicht belegen in seiner Sendung.“

„Und das einzige Ziel davon ist halt gewesen, weil er anders denkt als Jan Böhmermann, ihm sein komplettes Privatleben zu nehmen.“

„Wenn man es in Ordnung findet, weil gegen die Andersdenkenden, die man selber nicht mag, so vorgehen darf.“[sic!]

KuchenTV stellt den rechtsextremen Aktivismus und die Ansichten von Clownswelt verharmlosend als „Meinungen“ eines „Andersdenkenden“ dar.

Verharmlosende Darstellungen von Rechtsextremen als „Andersdenkende“ und die Darstellung rechtsextremer Ansichten als „Meinungen“, gehören zur Strategie der extremen Rechten in Deutschland und international. Die Strategie zielt darauf ab, rechtsextreme Erzählungen und Aussagen durch bewusste Verharmlosung einer bürgerlichen Debatte und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Dieser Strategie leistet KuchenTV durch sein verharmlosendes Video Vorschub.

Das Motiv des ZDF Magazin Royale, im Format eines Satiremagazins über einen rechtsextremen YouTuber aufzuklären, wird von KuchenTV nicht anerkannt. Er unterstellt Böhmermann, dass diese Sendung aus einer persönlichen Abneigung gegenüber Clownswelt und dessen abweichenden „Meinungen“ motiviert gewesen sei.

Aus Clownswelts Statement übernommen?

Wesentliche Teile der Verteidigung von Clownswelt durch KuchenTV decken sich mit Aussagen Clownswelts in dessen Statement, das er nach der Veröffentlichung der Sendung des ZDF Magazin Royale veröffentlicht hatte.

Die identischen Narrative von Clownswelt und KuchenTV:

  • Ziel der Sendung des ZDF sei gewesen, das „Privatleben“ von Clownswelt „zu zerstören“
  • Als Ursache für das Exposing wird Clownswelts angeblich nur „abweichende Meinung“, bzw. dass er „anders“ denke als Jan Böhmermann dargestellt. Diese angeblich nur „abweichende Meinung“ gefalle Böhmermann nur nicht und er sei ein „Andersdenkender“, den Böhmermann „nicht mag“.
  • Skandalisierung der Recherchen im Umfeld von Clownswelt
  • Verharmlosung der Abschiebeforderung durch einen Vergleich mit Olaf Scholz (ohne Bezugnahme auf Clownswelts Erfolgswunsch für die AfD)

Die Menge der identischen Punkte begründet den Verdacht, dass KuchenTV diese Punkte aus dem Statement des rechtsextremen YouTubers übernommen haben könnte. Das Video von KuchenTV erschien einen Tag nach dem Statement Video von Clownswelt.

Beihilfe zum Doxxing der Kinder von Böhmermann?

Nach der Veröffentlichung der Sendung des ZDF Magazin Royale wurden mehrere private Daten von Jan Böhmermann durch Rechtsextreme gedoxxt. Darunter waren die mutmaßliche private Wohnadresse von Böhmann und seiner Familie, die mutmaßlichen Namen seiner Kinder und deren mutmaßlicher Kindergarten.

KuchenTV verurteilt das Doxxing der Kinder von Böhmermann, jedoch nicht ohne ihn im gleichen Satz als „Mistmensch“ zu beleidigen. Dass auch Böhmermann gedoxxt wurde, verurteilte KuchenTV nicht.

Er blendet zwei Tweets ein, in denen der Kindergarten und die Namen der Kinder gedoxxt wurden. KuchenTV zensierte zwar den Namen des Kindergartens und die Namen der Kinder, zeigte aber die beiden rechtsradikalen Twitter Accounts, die diese Doxxings verbreitet hatten, unzensiert. Damit leistet KuchenTV dem Doxxing der Kinder Vorschub, da die Doxxings mit den gezeigten Informationen leicht zu finden sind.

Da KuchenTV in vielen seiner Videos rechtsradikale und rechtsextreme Accounts popularisiert und KuchenFiles in mehreren Artikeln darüber berichtet hatte, kann nicht ausgeschlossen werden, dass er die Accounts vorsätzlich gezeigt hat, weil er ein Interesse an deren Popularität haben könnte, ohne sich offiziell in deren Nähe zu stellen.

Jedoch muss auch erwogen werden, dass die fehlende Unkenntlichmachung der Accounts auf mangelnde Sorgfalt oder fehlendes Wissen zurückgehen könnte.

Kooperation mit rechtsradikalem Doxxer

KuchenTV gibt seinen Zuschauern in dem Video keine Informationen über die möglichen politischen Motive der Täter, die Böhmermann und seine Familie gedoxxt haben.

Der Täter, der die mutmaßlichen Namen der Kinder von Böhmermann gedoxxt hatte, hatte in den Monaten zuvor mehrere linke Personen gedoxxt, die KuchenTV selbst zuvor in seinen Videos dämonisiert und als Ziele markiert hatte. Auch diese Informationen vermittelt KuchenTV in seinem Video nicht.

Mit dem Täter, der Böhmermanns Kinder gedoxxt hatte, interagierte KuchenTV zuvor über einen längeren Zeitraum immer wieder kooperativ auf Twitter. Einen Doxxing Thread auf Twitter, in dem Informationen eines linken Aktivisten durch den rechtsradikalen Täter zusammengetragen wurden, bewarb KuchenTV selbst auf Twitter. Der Täter hatte außerdem private Adressdaten und weitere private Informationen auf einer illegalen Doxxing Website veröffentlicht, nachdem KuchenTV den Namen des Aktivisten, seinen Beruf und ein Foto des Aktivisten in einem Video mit KuchenFiles in Verbindung gebracht hatte.

Auch auf dem Community Discord Server von KuchenTV wurden Doxxing Inhalte des rechtsradikalen Twitter Nutzers verlinkt und gelobt.

Im Februar 2024 sagte KuchenTV, dass eine Person, die ihn öffentlich angegriffen und beleidigt hatte, es „absolut verdient“ gehabt habe, gedoxxt zu werden. Dies sei „Karma“ gewesen, sagte KuchenTV. Bei dem Influencer Orangemorange, der die Frau gedoxxt hatte, handelte es sich auch in diesem Fall um einen Rechtsradikalen, der sich als Unterstützer der AfD zeigt, mit dem KuchenTV kooperativ interagierte und von dem er sich nach dem Doxxing zur Einweihungsfeier seiner neuen Wohnung nach Dubai einladen ließ.

Im Dezember 2024 verbreitete KuchenTV die Doxxing Inhalte eines weiteren radikal rechten Twitter Nutzers und im Oktober 2024 doxxte KuchenTV selbst den Namen, ein Foto und den YouTube Kanal eines Journalisten, der vorher einen kritischen Artikel über ihn verfasst hatte. Der Name des Journalisten wurde zu dessen Schutz bei der Veröffentlichung des Medienhauses nicht genannt. Auch dieser Journalist wurde nach dem Doxxing und der Dämonisierung durch KuchenTV zum Ziel weiterer Doxxings und mindestens einer weiteren Straftat.

KuchenTV reproduziert rechtsextremes Meme

In seinem Video reproduziert KuchenTV auch das rechtsextreme „Ausländer raus“ Meme. Er richtet sich an Clownswelt und sagt:

„Wenn du Bock hast können wir ja ’ne Band aufmachen. Wir könnten solche Banger wie das hier spielen.“

Dann spielt er den den Song L’amour toujours von Gigi D’Agostino ein und tanzt. Danach sagt er:

„Vielleicht fällt uns dazu ja noch irgend ’n neuer Text ein, oder so Digga, ich kann mir mal Gedanken machen.“[sic!]

Damit spielt KuchenTV auf den von Rechtsextremen genutzten Text „Ausländer raus, Ausländer raus. Deutschland den Deutschen Ausländer raus.“ an. Dass Clownswelt die rechtsextremen Gesänge bei einer Party auf Sylt selbst mehrmals verharmloste und die Parole „Deutschland den Deutschen“ als „vollkommen normale Aussage“ bewertete, stellt KuchenTV in seinem Video nicht dar.

Auf der Plattform Instagram popularisiert KuchenTV das rechtsextreme Meme schon seit November 2023.

Ob KuchenTV die extreme Rechte bewusst bei der Popularisierung und Normalisierung ihrer Memes unterstützt oder ob er das infolge fehlenden Wissens macht, kann KuchenFiles nicht abschließend bewerten.

Zwangsgebühren

KuchenTV verwendet in seinem Video den von der extremen und der radikalen Rechten popularisierten Begriff „Zwangsgebühren“. Den rechten Begriff verwendete KuchenTV seit 2017 mehrmals in seinen Videos.

In einer Reaction, die KuchenTV am 10. Oktober 2024 auf seinem Kanal KuchenTV Uncut veröffentlichte, sagte er:

„Ja Digga, die AfD hat ’nen Punkt, dass die Öffentlich-Rechtlichen, so wie sie jetzt sind, kompletter Mist sind und Milliarden Zwangsgebühren verschlingen. Wählt die AfD nicht, es ist trotzdem Mist, aber ja, da haben sie ’nen Punkt.“

In dem Artikel „Rapskuchen: Hat KuchenTV die Redaktion des ZDF Magazin Royale angelogen?“ machte KuchenFiles am 28. September 2024 darauf aufmerksam, dass KuchenTV den rechten Begriff in seinem Angriff auf das ZDF verwendete. KuchenFiles stellte in dem Artikel die politische Funktion des Begriffs dar und zeigte Beispiele für die Verwendung des Begriffs durch radikale und extreme Rechte.

Die Influencerin Shurjoka reagierte in einem Livestream vom 30. September 2024 auf der Plattform Twitch auf diesen Artikel. KuchenTV rechtfertigte die Verwendung des Begriffs, da es sich bei den Rundfunkgebühren um Gebühren handle, die man per Zwang zahlen müsse.

Kurz darauf ging Shurjoka zu dem Teil des Artikels über, der die Herkunft und die Verwendung des Begriffs darstellt. Sie las vor:

„Das Wort ‚Zwangsgebühren‘ wurde von der extremen Rechten popularisiert… „

KuchenTV stoppte das Video an dieser Stelle und sagte:

„Oah, komm halts Maul ey.“[sic!]

Er bracht die Reaction auf das Video von Shurjoka ohne weitere Erklärung ab. KuchenTV ist die Herkunft und die Verwendung des Begriffs bekannt. Er verwendet den Begriff bewusst weiter und gab bislang keine Erklärung dazu ab, warum er sich der Rhetorik der extremen Rechten bedient.

Der Begriff dient nicht der Diskussion über die journalistische Qualität einzelner Formate. Er delegitimiert den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk als Ganzes. Der Begriff macht bewusst unkenntlich, dass die Rundfunkgebühren von den demokratisch gewählten Landesparlamenten der Bundesländer festgesetzt werden.

Merch eines Rechtsradikalen Influencers

In seinem Video, mit welchem er den rechtsextremen YouTuber verteidigt, trägt KuchenTV ein T-Shirt der Modemarke des Influencers Orangemorange. Der Influencer ist laut eigenen Angaben Wähler der rechtsextremen AfD. Er unterstützt die Partei und wünscht sich Alice Weidel als Kanzlerin. Er interagiert kooperativ mit rechtsradikalen Nutzern auf Twitter, äußerte sich transfeindlich und präsentiert sich als Unterstützer des radikal rechten Influencers Andrew Tate.

Der Name der Modemarke und die Bilder wurden verfremdet, damit eine Nennung der Quelle nicht entfällt und der Name der Modemarke durch diesen Artikel nicht zusätzlich beworben wird.

In seinem Video, in dem er das Exposing von Clownswelt durch das ZDF Magazin Royale kritisiert und den rechtsextremen Influencer verharmlosend verteidigt, popularisiert KuchenTV die Modemarke eines radikal rechten Influencers, welcher ein Jahr zuvor selbst eine Frau gedoxxt hatte. KuchenTV hat das Doxxing der Frau 2024 befürwortet.

Conclusion

KuchenTV kritisiert in seinem Video, dass Böhmermann seine Sendung nicht hinreichend für Aufklärung über rechte Influencer genutzt habe. Sein eigenes Video nutzt KuchenTV hingegen nicht für Aufklärung über rechtsextreme Influencer wie Clownswelt. Er erklärt, dass er die Inhalte des YouTubers nicht kenne und stellt dessen rechtsextreme Positionen verharmlosend als „andere Meinungen“ dar.

KuchenTV nutzt die Rede eines rechtsextremen Politikers zustimmend, um Böhmermann zu beleidigen und er reproduziert in seinem Video zwei rechtsextreme Memes.

Er verteidigt Clownswelt unter Auslassung wichtiger Informationen gegen den Vorwurf des Rechtsextremismus und bildet vier verharmlosende Narrative aus dem Statement des rechtsextremen YouTubers zum Teil identisch in seinem Video ab.

KuchenTV sagte im März 2024, dass er sich von weniger Recherche für seine Inhalte mehr Geld erhoffe. Weniger Recherche bedeutet für KuchenTV, weniger Arbeitsaufwand je Video. Sein Video hinterlässt den Eindruck, dass er diesen Grundsatz auch hier angewendet hat, als er versuchte, der Redaktion des ZDF Magazin Royale nachzuweisen, ihre Recherchen wären nicht ausreichend gewesen oder ihre Analyse sei zu einem falschen Schluss gekommen.

Dem Doxxing von Personen, die ihn kritisiert, ihn angeblich verleumdet oder beleidigt haben, steht KuchenTV positiv gegenüber. In einigen Fällen doxxt er selbst. Das Exposing eines rechtsextremen YouTubers verurteilt KuchenTV hingegen auf das Schärfste.