Inhaltswarnung: Rassismus, Sexualisierte Gewalt, Queerfeindlichkeit
Am 9. September 2025 teilte KuchenTV in einer Story auf der Plattform Instagram ein Reel der rechtsextremen Influencerin Charlotte Corday. KuchenTV teilte das Video mit der Aussage:
„Deutschland mal wieder top“
Mit dem in seiner Instagram Story geteilten Reel verlinkte KuchenTV automatisch auf den Instagram Kanal des neurechten Magazins Krautzone, auf dem das Video von Charlotte Corday veröffentlicht wurde. Mit einem Klick auf KuchenTVs Instagram Story gelangte man auf den Kanal Krautzone, auf dem rechtskonservative und rechtsextreme Erzählungen bedient werden.
KuchenTV hat auf Instagram 218.000 Follower*innen. Mit seinem Kommentar machte er sich die Aussagen des Reels zu eigen, richtete die Aufmerksamkeit seiner Follower*innen in zustimmender Weise auf die rechtsextreme Influencerin Charlotte Corday und sorgte für zusätzliche Interaktionen auf dem Social Media Kanal des neurechten Magazins.
Worum geht es in dem Reel?
Rechtsextreme Medienmacher*innen wie Charlotte Corday arbeiten häufig mit der Skandalisierung und Generalisierung einzelner Straftaten, um Ängste, Vorurteile und Hass gegenüber Minderheiten zu verstärken. Das Video von Charlotte Corday zielt darauf ab, Asylsuchende und transidente Menschen zu dämonisieren, sie als Gefahr darzustellen und die Bundesrepublik Deutschland als dysfunktionalen Staat zu zeichnen, in dem Frauen in Angst vor diesen Menschen leben müssten.
Charlotte Corday schildert in dem Reel den Fall einer asylsuchenden Person aus Südafrika, deren Asylantrag 2021 abgelehnt wurde. Die Person erhielt in mehreren Unterkünften für Asylsuchende Hausverbot und soll 2024 den syrischen Wachmann einer Asylunterkunft mit zwei Messerstichen getötet haben. Die Person bezeichnete sich selbst als „Kleopatra“ und gab an, sich als Frau zu identifizieren.
Die Person wurde während der Untersuchungshaft zunächst in einer Frauen JVA untergebracht. Laut dem Vorwurf von drei Mitinsass*innen soll die Person diese sexuell belästigt und bedroht haben. Die Person sei dann in eine Männer JVA verlegt worden. Seitens der Behörden gibt es zu der Verlegung keine Stellungnahme. Über weitere Strafverfahren wegen sexueller Belästigung oder Bedrohung ist bislang nichts bekannt.
Die Person wurde im April 2025 wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von 12 Jahren und 8 Monaten verurteilt. Diese Information ist in dem Video von Charlotte Corday, das zwei Monate nach dem Urteil veröffentlicht wurde, nicht enthalten.
Am Ende des Reels sagt sie:
„Willkommen in der BRD, wo es Frauenrechte in erster Linie für gestörte Penisträger gibt.“
Viele Videos, die mit Charlotte Corday, die auf dem rechtsextremen Kanal veröffentlicht wurden, sind nach diesem Muster aufgebaut und zielen darauf ab, Asylsuchende und trans Personen als Gefahr darzustellen und zum Hass gegen diese aufzustacheln.
Wer ist Charlotte Corday?
Charlotte Corday ist eine rechtsextreme Influencerin, die Inhalte auf Social Media veröffentlicht. Sie tritt häufig in Formaten der Neuen Rechten auf und ist Teil des rechtsextremen Frauennetzwerks Lukreta, welches eng mit dem neurechten Institut für Staatspolitik (IfS) um Götz Kubitschek vernetzt ist. Lukreta steht für völkischen Nationalismus, Antifeminismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit.
Lukreta und das IfS werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Das IfS, an dessen Veranstaltungen Charlotte Corday häufig teilnimmt, wird vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft. Charlotte Corday präsentiert sich als Bewunderin des IfS und sie empfiehlt ihren Zuschauer*innen „dringend“ die Vorträge der rechtsextremen Organisation zu besuchen.
Lukreta ist aus der extrem rechten Identitären Bewegung hervorgegangen und führt das Vorgehen der rechtsextremen Kampagne „120db“ fort, Themen wie Gewalt gegen Frauen und sexualisierte Gewalt zu missbrauchen, um rassistische Botschaften zu transportieren. Migrant*innen, Asylsuchende, People of Color und Schwarze Menschen werden pauschal als Gewalttäter*innen dargestellt. Queere Menschen, besonders trans Menschen, werden von Lukreta als Gefahr für Frauen, Kinder und Jugendliche dargestellt. Charlotte Corday tritt in Social Media Beiträgen und mit Vorträgen bei Lukreta auf.
Mit dem wegen Volksverhetzung vorbestraften rechtsextremen Podcast Host Shlomo Finkelstein ist Charlotte Corday sehr gut vernetzt und steht mit ihm laut eigenen Angaben auch in privatem Kontakt. Sie beschreibt ihn als einen wichtigen Einfluss auf ihre politische Entwicklung. Im Mai 2024 war sie in der 250. Jubiläumsfolge von Shlomos Podcast Honigwabe zu Gast.
Im Mai 2022 war Charlotte Corday zusammen mit Shlomo zu Gast in einem Podcast des rechtsextremen Ehepaars Götz Kubitschek und Ellen Kositza in Schnellroda. In dem Gespräch übernimmt Charlotte Corday die Bezeichnung „unsere Szene“ von Götz Kubitschek und präsentiert sich so als Teil der Neuen Rechten. Als Shlomo in dem Gespräch erzählte, wie er vor einigen Jahren Korane in die Luft gesprengt, Schweinespeck darauf gebraten, Schweineblut darauf gegossen und darauf uriniert habe, lachte Charlotte Corday.
Die rechtsextreme Parole „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ ist für Charlotte Corday eine „vollkommen legitime politische Forderung“. Dass diese als „Naziparole“ bezeichnet wird, ist für sie ein Zeichen gesellschaftlicher „Gehirnwäsche“.
Die als „Remigration“ bezeichneten Pläne des rechtsextremen Aktivisten Martin Sellner, Ausländer und „nicht assimilierte“ Menschen millionenfach aus Deutschland zu deportieren, bewertet Charlotte Corday als „nachvollziehbar und alles andere als menschenverachtend“.
Charlotte Corday verbreitet bezahlte Werbung für den rechtsextremen Dienst Blitzwissen, auf dem Zusammenfassungen rechtsextremer Büchern angeboten werden. Bezahlte Werbung präsentiert sie auch für das rechtsextreme Freilich Magazin aus Österreich. In einem Video aus dem Mai 2024 präsentierte sie Werbung für den rechtsextremen Spieleentwickler KVLTGames und dessen Spiel „The Great Rebellion“. Ihr Werbetext:
„In diesem Cyberpunk Szenario setzt ihr euch gegen globalistische Oligarchen zur Wehr, die ihre Neue Weltordnung installiert haben und nun alles Menschliche ausrotten wollen.“
„Great Rebellion ist, wie sein Vorgänger auch, garantiert politisch inkorrekt, so inkorrekt, dass Steam das Spiel in Deutschland verbannt hat.“
ND-aktuell.de schreibt über das Spiel:
„Von den sogenannten Flugscheiben bis hin zur jüdischen Weltverschwörung bietet das Spiel alles, was Rechtsextreme in ihrer reaktionären Gedankenwelt umtreibt. Die im Spiel dargestellte Dystopie, wonach die Menschheit durch Chips im Gehirn kontrolliert und die weiße Bevölkerung systematisch ausgetauscht wird, entspricht einer manichäischen Weltanschauung: Die heterosexuellen Arier aus dem Reich des Lichts müssen dem multikulturellen Reich der Finsternis entrissen werden.“
Im Mai 2023 bewarb Charlotte Corday die rechtsextreme Seite bevoelkerungsaustausch.at. Die Website stammt von der Freiheitlichen Jugend Oberösterreich, der Parteijugend der rechtsextremen FPÖ. Die rechtsextreme Jugendorganisation verbreitet mit einem Statistikspiel auf der von Charlotte Corday empfohlenen Website die Verschwörungstheorie eines angeblich in Umsetzung befindlichen „Bevölkerungsaustausches“.
Die rechtsextreme Verschwörungstheorie, auch bekannt als „Großer Austausch“ stammt von dem französischen Verschwörungstheoretiker Renaud Camus. Inhalt der Verschwörungstheorie ist der Glaube, dass „Globale Eliten“ mit der gezielten Migration nichtweißer Menschen nach Europa die dort lebende weiße Bevölkerung angeblich „ersetzen“ wollen. Migration wird in der Verschwörungstheorie, die in den USA als „Great Replacement“ Theorie zirkuliert, als „Waffe“ dargestellt. Grundlage der rechtsextremen Verschwörungstheorie, die laut ihrer Webseitenempfehlung auch von Charlotte Corday verteten wird, ist ein ethnischer, also auf biologischer Abstammung basierender Volksbegriff.
Charlotte Corday sagt, dass Vielfalt die „Einheit“ des deutschen Volkes zersetze und spricht sich für möglichst große Homogenität und für eine „durch die Nation bewahrte, kulturell-ethnische Identität“ in Deutschland aus.
Im Umgang mit dem Holocaust bedient sie sich der rechtsextremen Erzählung des „Schuldkultes“. Dieser müsse „zurückgefahren“ werden, weil er laut Charlotte Corday zum „Ausbruch irgendwelcher Pathologien“ führe. Über die Erinnerungskultur zum Holocaust sagte sie im März 2024, dass es dabei nicht um Erinnerung gehe, sondern darum, „die Deutschen kleinzuhalten“. 2021 sagte sie:
„Und wenn wir als Volk diese Massenneurose des Schuldkultes überwinden wollen, dann müssen rechte Positionen ohnehin wieder legitim werden.“
Geprägt wurde der Begriff „Schuldkult“ von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern und Publizisten rechter Parteien im Nachkriegsdeutschland der 1960er Jahre, die damit ein Ende der Entnazifizierung Deutschlands erreichen wollten.
Zum Thema Rassismus sagte Charlotte Corday 2024:
„Die Leute sind nämlich nicht fremdenfeindlich. Sie haben das Fremde kennengelernt und finden es zum Kotzen.“
2023 rief sie zur Wahl der AfD auf und einem Video aus dem März 2024 sagte sie über die rechtsextreme Partei:
„Wir sind hier voller Wohlwollen gegenüber der einzigen Partei, die Deutschland nicht komplett gegen die Wand fahren möchte.“
In diesem Video empfiehlt Charlotte Corday ihren Zuschauer*innen, sich das Buch des rechtsextremen AfD-Politikers Maximilian Krah zu kaufen und verweist zur Bestellung auf den rechtsextremen Verlag Antaios von Götz Kubitschek. Sie bewertet das Buch als „das rechte Manifest schlechthin“ und „wirklich gut“.
Nachweise der Aussagen von Charlotte Corday:
Was ist Krautzone?
Der Kanal, auf den KuchenTV mit seiner Instagram Story verwies, gehört zum Magazin Krautzone, einem rechtskonservativen bis rechtsextremen Magazin der Neuen Rechten, welches sich selbst als „libertär-konservativ“ darstellt. Die Inhalte des Magazins und des Instagram Kanals zielen auf die gleichen Themen wie Charlotte Corday und die AfD.
Man stellt Migrant*innen, Asylsuchende, People of Color und Schwarze Menschen als Gefahr dar und fordert, die betroffenen Menschen unter dem Begriff „Remigration“ aus Deutschland zu deportieren. Man präsentiert sich antifeministisch, queerfeindlich und greift alles an, was als „Woke“ ausgemacht wird. Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bezeichnet man bei Krautzone als „Staatsfunk“.
Im Magazin Krautzone wird in vielen Artikel ein ethnischer Volksbegriff vertreten. In dem Magazin wird zum Beispiel geschrieben:
„Doch letztlich führt nichts am Offensichtlichen vorbei: Auch mit deutschem Paß bleibt ein Kongolese ein Afrikaner und ein Vietnamese ein Asiate.“
Der ethnische Volksbegriff bezieht die „Volkszugehörigkeit“ nicht auf die Staatsangehörigkeit, sondern auf die ethnische Abstammung. Dieser rechtsextreme Volksbegriff geht auf die „Blut und Boden“ Ideologie zurück, mit der auch die Nationalsozialisten ihren Volksbegriff begründet haben.
Für den Verfassungsschutz war die Verbreitung dieser Ideologie durch AfD Funktionäre einer der Gründe für die Hochstufung der Partei auf die Bewertung „gesichert rechtsextrem“ und könnte laut einem Gutachten des Rechtswissenschaftlers Markus Ogorek „zentral für ein Verbot der AfD sein„.
Auf der Plattform Instagram wirbt Krautzone für die Deportationspläne, die Rechtsextreme unter dem Begriff „Remigration“ vertreten.
Das rechtsextreme Spiel „The Great Rebellion“ bezeichnet der Krautzone Autor Shlomo in einem Artikel als „Riesenschritt für die Gegenkultur“.
Die rechtspopulistischen und rechtsextremen Erzählungen werden auf dem Instagram Kanal von Krautzone hauptsächlich in Form von Infografiken verbreitet. Neben den Reels mit Charlotte Corday werden kurze Ausschnitte aus dem Podcasts des Magazins gezeigt. In einem der Reels wird zum Beispiel der rechtsextreme YouTuber Boris von Morgenstern zitiert, der über den AfD Politiker Björn Höcke sagt:
„An diesem Mann ist nichts extrem, gar nichts!“
Wiederholung
KuchenTV ist bemüht darum, sich von der AfD zu distanzieren, nachdem er 2014 noch zur Wahl der Partei aufgerufen und 2017 den rechtsextremen AfD-Politiker Björn Höcke gegen den Vorwurf verteidigt hatte, er sei ein Nazi.
Zu vielen radikal rechten Erzählungen der AfD, ihres rechtsextremen Vorfelds und zu radikal rechten Social Media Kanälen zeigt KuchenTV keine Distanz. Der Fall des durch KuchenTV verbreiteten Instagram Reels von Krautzone und Charlotte Corday ist leider kein Einzelfall.
- Im Mai 2025 stellte er den rechtsextremen YouTuber Clownswelt verharmlosend dar und verteidigte ihn gegen den Vorwurf, rechtsextrem zu sein. (Artikel)
- Im April 2025 popularisierte er einen radikal rechten Instagram Kanal und dessen Botschaft: „die Grünen sind eine Schande für Deutschland“. (Artikel)
- Ebenfalls im April 2025 verbreitete KuchenTV das Reel eines radikal rechten Instagram Kanals, das darauf abzielte, zum Hass gegen trans Menschen aufzustacheln. (Artikel)
- Im Dezember 2024 verbreitete KuchenTV das Instagram Reel eines radikal rechten Kanals. Das Reel zielte darauf ab zum Hass gegen trans Menschen aufzustacheln und die rechtlichen Konsequenzen anzugreifen, die eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur „dritten Option“ im Personenstandsrecht für das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz hatte. (Artikel)
- Im August 2024 popularisierte KuchenTV in einem Video die falschen Informationen eines radikal rechten Internettrolls. (Artikel)
- Seit September 2024 verbreitet KuchenTV in einem Video auf seinem YouTube Kanal die Doxxing Inhalte eines radikal rechten Twitter Nutzers. (Artikel)
- Im Dezember 2024 popularisierte KuchenTV auf der Plattform Twitter den Account des radikal rechten Twitter Nutzers erneut, indem er einen Doxxing Beitrag des Nutzers verbreitete, in dem ein linker Aktivist gedoxxt wurde. (Artikel)
- Seit Dezember 2016 verbreitete KuchenTV auf seinem YouTube Kanal über 7 Jahre eine antisemitische Karikatur. Als KuchenFiles im September 2024 darüber berichtete, löschte KuchenTV das Video und gab widersprüchliche Erklärungen zu den Motiven für die Verbreitung dieses Inhalts ab. KuchenTV sah sich bislang nicht veranlasst, diese Widersprüche aufzuklären. Die Indizien sprechen dafür, dass KuchenTV die Karikatur aus einem antisemitischen Motiv heraus verbreitet hat, da er sie mit dem antisemitischen Stereotyp des „Geizes“ und mit dem Kommentar „Schekel Schekel“ verband. (Artikel)
- Im Juni 2024 teilte er auf der Plattform Twitter mit, dass ihm die AfD beim Anblick einer linken Demonstrantin „immer sympathischer“ werde. (Artikel)
- Im März 2024 verbreitete KuchenTV das manipulativ geschnittene Video eines rechtsradikalen Twitter Nutzers. Das Video zielte auf die Verächtlichmachung von trans, inter und queeren Menschen. (Artikel)
- Seit dem Dezember 2023 popularisiert KuchenTV ein radikal rechtes, gegen trans Personen gerichtetes Meme auf seinem Account auf der Plattform Twitter. (Artikel)
- Seit November 2023 reproduziert KuchenTV auf seinem Instagram Kanal das rechtsextreme „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ Meme und stellt es als „verbotenen Ohrwurm“ dar. Gegen die hunderten rechtsextremen Kommentare unter seinem Reel hat er keine Maßnahmen ergriffen, weil er sich dafür nicht verantwortlich sieht. (Artikel)
- Seit April 2020 reproduziert und popularisiert KuchenTV falsche Informationen und ein radikal rechtes Meme über die transidente Schwimmerin Lia Thomas auf seinem YouTube Kanal. Diese falschen Informationen und transfeindlichen Memes wurden von extremen und radikalen Rechten lanciert. (Artikel)
- Seit Juli 2017 popularisierte KuchenTV auf seinem Account auf der Plattform Twitter über 7 Jahre ein rechtes Meme, das der radikalen Rechten dazu dient, LGBTQIA+ mit Pädophilie in Verbindung zu bringen. Nachdem KuchenFiles darüber berichtet hatte, löschte KuchenTV den Tweet. Eine Erklärung zur Löschung des Tweets und zu seiner Motivation, ein rechtsradikales Meme zu verbreiten, in dem er sich selbst als pädophil darstellte, gab er nach den Erkenntnissen von KuchenFiles nicht ab. (Artikel)






