Kategorien
Einschüchterung & Doxing Strategie, Methode & Arbeitsweise

KuchenTV doxxt linken Aktivisten

Im September 2024 veröffentlichte KuchenTV auf seinem YouTube Kanal ein Video, in dem er eine Person doxxte, die er als verantwortliche Person hinter KuchenFiles darstellte. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels hat das Video mehr als 270.000 Aufrufe.


Die betroffene Person teilte KuchenFiles auf Anfrage mit, dass sie mit einem Bericht auf KuchenFiles über ihr Doxxing einverstanden ist, unter der Voraussetzung, dass KuchenFiles alle personenbezogenen Daten der Person unkenntlich macht.

Zu ihrem Schutz wird die betroffene Person in diesem Artikel mit dem Pseudonym Elias bezeichnet. Nennungen des Spitznamens, des Vornamens, des Nachnamens, seines Berufes und Abbildungen des Betroffenen wurden durch die Redaktion unkenntlich gemacht.

Auf Quellenangaben wurde zum Schutz des Betroffenen verzichtet. Zur zeitlichen Einordnung von Aussagen wird nicht, wie sonst auf KuchenFiles üblich, das Datum, sondern nur der Monat und das Jahr genannt. Pressevertreter*innen können die Quellenangaben zu diesem Artikel per E-Mail anfragen.


Was bedeutet „Doxxing“?

hateaid.org schreibt über den Begriff:

„Der Begriff „Doxxing“ (auch „Doxing“ geschrieben) stammt aus dem Englischen und leitet sich von „dox“, kurz für „documents“, ab. Er bezeichnet das systematische Sammeln und anschließende Veröffentlichen privater und personenbezogener Daten einer anderen Person im Internet. Der Begriff kann auch auf das Enthüllen der tatsächlichen Identität einer Person hinter ihrem anonymen Online-Alias verweisen.“

„Diese Daten können dabei sowohl aus öffentlich zugänglichen Suchmaschinen wie Google oder Social-Media-Profilen gefiltert oder aber auch aus gehackten Konten zusammengetragen oder durch Phishing illegal beschafft werden.“

„Seit September 2021 ist Doxxing strafbar. Die Straftat findet sich unter dem § 126a im Strafgesetzbuch als gefährdendes Verbreiten personenbezogener Daten. Eine direkte Folge von Doxxing ist die Bloßstellung. Die Kontrolle über die eigenen Daten und die Privatsphäre geht verloren. Häufig wird von den Personen, die die Daten online stellen, auch zu Folgetaten aufgerufen. Außerdem können anonyme Personen in der Öffentlichkeit durch Doxxing gegen ihren Willen identifiziert werden. Wozu die gesammelten Daten genau genutzt werden, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Aber in allen Fällen handelt es sich um Datenmissbrauch.“

„Doxxing ist illegal und auch von Seiten der großen Social-Media-Plattformen explizit verboten.“

Das Doxxing

Elias

Elias ist auf der Plattform Twitter aktiv, tritt dort anonym auf und ist neben dem verwendeten Pseudonym auch unter seinem Spitznamen bekannt. Bis März 2024 war Elias auch als politischer Streamer und YouTuber tätig und zeigte dabei öffentlich sein Gesicht.

Seinen bürgerlichen Namen veröffentlichte Elias laut eigenen Angaben aus Gründen seiner Sicherheit nicht im Zusammenhang mit seinen politischen Aktivitäten auf den Plattformen Twitter, YouTube und Twitch. Sein Klarname wurde im Jahr 2023 bereits von rechten Aktivisten verbreitet, um ihn einzuschüchtern.

Foto, Name & Beruf

In einem Video aus dem September 2024 vermittelte KuchenTV seinen Zuschauer*innen die Darstellung, Elias sei für KuchenFiles verantwortlich.

KuchenTV zeigte an zwei Stellen seines Videos:

  • ein Foto von Elias
  • dessen Vornamen, Nachnamen
  • und dessen Beruf

Diesen Tweet, in dem Elias von einem Twitter Nutzer gedoxxt wurde, blendete KuchenTV in seinem Video ohne Unkenntlichmachung ein. Im ersten Teil seines Videos zeigte KuchenTV das linke Bild aus diesem Tweet, auf dem ein Foto, der Name und der Beruf von Elias zu sehen ist.

Die Quelle

Der Twitter Nutzer, den KuchenTV in seinem Video als Quelle zeigte, verbreitet in Massen Hassinhalte gegen die Influencerin Shurjoka. Dazu zählen Beiträge, wie die Darstellung der Influencerin in einer Zwangsjacke und die Sexualisierung ihres Körpers.

KuchenTV popularisierte den Nutzer, der nach dem Doxxing von Elias die nicht öffentliche Mobilfunknummer eines Moderators der Influencerin doxxte. Ein Hinweis auf die politische Motivation der Person könnten dessen Retweets von Inhalten rechtsextremer Twitter Nutzer*innen und sein Zuspruch für den Sender NIUS und dessen Chefredakteur Julian Reichelt sein, der radikal rechte Inhalte publiziert.

Beziehungsstatus und Wohnsituation

KuchenTV stellte in seinem Video mehrmals die Vermutung an, dass sich Elias in einer Beziehung mit der Influencerin Shurjoka befinde und mit ihr zusammen in einem Haushalt lebe.

Supermarkt

Auf der Plattform Twitter veröffentlichte KuchenTV am Tag nach dem Erscheinen seines Doxxing Videos einen Screenshot einer Privatnachricht, die er erhalten haben will. Darin behauptet eine Person, Shurjoka und Elias gemeinsam in einem Supermarkt gesehen zu haben. Der Ort des Supermarktes wurde von KuchenTV unkenntlich gemacht, den Namen des Supermarktes machte er nicht unkenntlich. Auch in einem Livestream auf der Plattform Twitch verbreitete KuchenTV den Namen der Supermarktkette.

Weitere private Informationen

Wenige Tage nach der Veröffentlichung seines Doxxing Videos veröffentlichte KuchenTV erneut den Vornamen und Nachnamen von Elias auf der Plattform Twitter und verlinkte auf ein YouTube Video aus der Ausbildungszeit der betroffenen Person.

Auf der Plattform Twitter erklärte KuchenTV, dass er wisse, wo sich die Influencerin Shurjoka in Therapie befinde.

Rechtfertigung

In seinem Doxxing Video begründete KuchenTV das Doxxing nicht. Einen Tag nach der Veröffentlichung des Videos rechtfertigte KuchenTV das Doxxing auf der Plattform Twitter. Er schrieb, dass Elias bei seinen kritischen Tweets über andere Influencer*innen häufig deren Klarnamen genannt habe und zeigte Screenshots, die das belegen. Außerdem leugnete KuchenTV, dass es sich bei seinem Vorgehen um Doxxing gehandelt habe.


Fact Check

KuchenFiles hat die von KuchenTV genannten Fälle überprüft. Alle betroffenen Influencer*innen hatten ihre Klarnamen entweder selbst im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeiten als Influencer*innen veröffentlicht oder sie waren durch Presseberichte über ihre Tätigkeiten als Influencer*innen bereits einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Sie traten nicht ausschließlich pseudonym als Influencer*innen auf.

Auf Anfrage von KuchenFiles teilte Elias mit, er habe seinen Klarnamen im Kontext seiner politischen Aktivitäten weder auf Twitter noch auf YouTube oder Twitch veröffentlicht.

Auch wenn sich eine von Doxxing betroffene Person selbst des Doxxings strafbar machen würde, wäre ein Doxxing der Person nicht begründet. Mit seiner Darstellung rechtfertigte KuchenTV, der sich im August 2024 als „wirklicher Demokrat“ bezeichnete, das Verüben von Selbstjustiz.

Er verglich die Nennung von Namen, die die Betroffenen in dem Kontext, in dem sie genannt wurden, selbst veröffentlicht hatten, mit der Veröffentlichung personenbezogener Daten, welche die betroffene Person in dem Kontext, in dem sie gedoxxt wurde, selbst nicht veröffentlicht hatte.

KuchenTVs Vergleich ist unpassend und irreführend.


Folgen des Doxxings

Doxxing Webseite

Einen Tag nachdem KuchenTV sein Doxxing Video veröffentlicht hatte, erschien auf einer illegalen Doxxing Webseite ein neuer Eintrag. Dort wurden diese Daten von Elias veröffentlicht:

  • der Name
  • eine private Wohnadresse
  • eine private Handynummer
  • die Webseite eines Arbeitgebers
  • die Webseite eines vergangenen Arbeitgebers
  • ein Ausbildungsort
  • zwei Fotos
  • Profile von Elias auf den Plattformen Twitter, Metacritic, Twitch, YouTube und Instagram

Der Zusammenhang zu dem Doxxing der betroffenen Person durch KuchenTV besteht nicht nur in der zeitlichen Nähe des Vorfalls. Als E-Mail Adresse wurde bei dem Eintrag auf der illegalen Doxxing Webseite die E-Mail Adresse von KuchenFiles angegeben.

Auf der Webseite können Nutzer*innen anonym Kommentare zu dem Doxxing Eintrag hinterlassen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels stehen dort diese anonymen Kommentare, in denen zu Hausbesuchen und illegalen Pizzabestellungen gegen die betroffene Person aufgerufen wird. Auch die von KuchenTV in seinem Doxxing Video thematisierten Mutmaßungen über eine Beziehung zwischen dem Aktivisten und der Influencerin Shurjoka werden in einem Kommentar thematisiert:

„Besuche sind richtig und wichtig“

„AhhahahahahahahahahahhahahahahahahagahHahHg [Elias] du Loser“

„Wichtig und richtig“

„Lol. Pidsa gefälligst? Kannst ja mit der Nullnummer, tschuligom, deiner Herrin… Freundin… teilen“

Kurz nach dem Erscheinen des Doxxing Eintrags auf der illegalen Doxxing Webseite wurde dieser in einer rechtsextremen Social Media Gruppe verbreitet, die sich gegen die Influencerin Shurjoka und ihr Umfeld richtet. In der rechtsextremen Gruppe werden regelmäßig schwere Gewaltaufrufe gegen die Influencerin und ihr Umfeld getätigt.

Der rechte Twitter Nutzer, den KuchenTV als Quelle in seinem Video einblendete, nannte auf der Plattform Twitter den Namen der illegalen Doxxing Webseite und machte sich darüber lustig, dass die Influencerin Shurjoka den Namen dieser Seite in einem ihrer Livestreams genannt hatte.

Auf Anfrage von KuchenFiles teilte die Influencerin mit, sie habe den Namen versehentlich genannt, die Stelle aber nachträglich aus dem Video entfernt, nachdem sie darauf aufmerksam wurde.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels hatte KuchenTV den rechten Twitter Nutzer nicht blockiert, um das weitere Bewerben der illegalen Webseite und damit die Weiterverbreitung der dort veröffentlichten privaten Daten von Elias zu verhindern.

Der Twitter Nutzer postete unter Tweets von KuchenTV mehrere Beiträge, in denen er die versehentliche Erwähnung der Webseite durch die Influencerin als Vorwand nutzte, um auf den illegalen Doxxing Eintrag auf dieser Webseite hinzuweisen und dessen Verbreitung zu fördern.

Gegen die Verbreitung von Hinweisen auf den illegalen Doxxing Eintrag in seinem Kommentarbereich auf der Plattform Twitter ergriff KuchenTV bislang keine Maßnahmen.

Popularisierung des Doxxings von Shurjoka

Der auf dieser illegalen Seite schon seit einigen Monaten befindliche Doxxingeintrag über Shurjoka, in dem mehrere private Adressen und weitere private Informationen der Influencerin und ihrer Familie veröffentlicht wurden, sind in dem Doxxingeintrag von Elias unter „Doxxing der Partnerin“ verlinkt.

Mit seinem Doxxing Video hat KuchenTV seine Zuschauer*innen zu einem weitergehenden Doxxing von Elias und zur weiteren Verbreitung der bereits gedoxxten privaten Informationen der Influencerin Shurjoka und ihrer Familie veranlasst.

Folgen der Dämonisierung

Im Vorfeld des Doxxings hatte KuchenTV die Influencerin Shurjoka dämonisiert, indem er ihr Vorgehen mit dem Nationalsozialismus verglich und ihr vorwarf, sie arbeite „mit Terroristen zusammen“. KuchenTV verbreitet seit August 2024 auf seinem YouTube Kanal bewusst falsche Informationen über die Plattform Noblogs. Aus diesen Informationen konstruierte er den Vorwurf, Shurjoka würde „mit Terroristen zusammenarbeiten“, weil sie in ihren Livestreams auf die Artikel von KuchenFiles reagiert und weil KuchenFiles auf Noblogs erscheint. KuchenFiles konnte zeigen, dass die von KuchenTV verbreiteten Informationen falsch sind.

Shurjoka erklärte am 23. September 2024 in ihrem Livestream auf der Plattform Twitch, dass sie per Gericht eine einstweilige Verfügung gegen KuchenTV erwirken konnte. Dieser musste die Passage, in der er behauptete, die Influencerin arbeite „mit Terroristen zusammen“ aus seinem Video entfernen.

Die falsche Behauptung, das Betreiber*innenkollektiv von Noblogs habe „Anschläge verübt“, hat KuchenTV indes nicht aus seinem Video entfernt. Diese falsche Information verbreitet der Meinungsblogger gezielt weiter.

Durch seine Aussagen rückte KuchenTV die Influencerin Shurjoka in die Nähe von Terrorismus und Nationalsozialismus. Neben seinen weiteren Versuchen, Gegner*innen maximal zu dämonisieren, fördern besonders diese Vorwürfe KuchenTVs die Bereitschaft seiner Zuschauer*innen mit allen Mitteln gegen die Betroffenen vorzugehen.

Suche nach dem Supermarkt

KuchenTVs Veröffentlichung der Privatnachricht mit der Marke des Supermarktes, in dem Shurjoka mutmaßlich zusammen mit Elias gesehen worden sein soll, wurde von einem Twitter Nutzer zum Anlass genommen, öffentlich nach Supermärkten dieser Kette zu suchen, um den öffentlich nicht bekannten Wohnort der Influencerin eingrenzen zu können.

KuchenFiles liegen Nachweise dafür vor, dass der Twitter Nutzer auf dem Discord des Trollnetzwerkes NWO aktiv ist. Die ARD hatte am 4. September 2024 in einer Dokumentation über die kriminellen Aktivitäten der Gruppe berichtet. Die Gruppe ist für Doxxing, Swatting, illegale Essensbestellungen an Adressen ihrer Opfer und für das Verbreiten von Hassinhalten bekannt. Diese Gruppe steigert das Leid anderer Menschen zur eigenen Unterhaltung.

Der Nutzer GarNichts, der sich kurz an dieser Suche beteiligte, ist der gleiche Account, den KuchenTV in seinem Video vom 4. August 2024 als Quelle für seinen Vorwurf präsentierte, bei den Verantwortlichen hinter der Plattform Noblogs handle es sich um „Terroristen“.

KuchenFiles konnte nachweisen, dass die von KuchenTV präsentierten Informationen aus dieser Quelle irreführend und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen falsch waren. Seit dem 5. August 2024 ist sich KuchenTV darüber bewusst, dass der von ihm publizierte Vorwurf falsch ist. Das unkorrigierte Video ist eineinhalb Monate nach der Veröffentlichung des Artikels auf seinem YouTube Kanal verfügbar.

Kommentare

Unter KuchenTVs Beiträgen auf der Plattform Twitter zu seinem Doxxing, hinterließen Twitter Nutzer*innen Hasskommentare, in denen das Doxxing ausgeweitet wurde. KuchenTV blendete diese Kommentare nicht aus.

Ein Nutzer postete ein Foto von Elias unter KuchenTVs Tweet und kommentierte: „lecker doxxen“.

Mehrere Nutzer*innen posteten Fotos von Elias. Einige verlinkten Seiten von Elias Arbeitgebern:

Elias wird unter KuchenTVs Twitter Beitrag als „krank“, „voll eklig“, „Fettsack“, „nicht ganz dicht“, „Perverser“ und als H-Sohn beleidigt. Diese Kommentare wurden, wie der folgende rassistische Kommentar, in dem Elias als „Aushilfsinder“ bezeichnet wurde, von KuchenTV nicht ausgeblendet.

Auch der Twitter Nutzer, den KuchenTV in seinem Doxxing Video als Quelle nutzte, fuhr mit dem Doxxing fort. Er veröffentlichte einen Screenshot aus den Google Suchergebnissen zu Elias Namen unter KuchenTVs Tweet. Darin sind Arbeitgeber von Elias, sein Name und Fotos zu sehen.

KuchenTV ist die Funktion des Ausblendens von Kommentaren bekannt. Jedoch nutzt er sie überwiegend für Kommentare, die sich gegen seine eigene Person richten, wie im Juli 2024.

Bewusstsein

Inhaltswarnung: Suizid, Gewalt, Stalking

Durch wiederholte öffentliche Berichte Shurjokas war KuchenTV die Bedrohungssituation und die gesundheitliche Situation, in der die Influencerin seit 1,5 Jahren lebt, lange bekannt, bevor er Elias doxxte. Die Influencerin:

  • berichtete von dem bereits erfolgten Doxxing privater Daten ihrer Person und ihrer Familie
  • berichtete von Androhungen von Hausbesuchen, Gewaltandrohungen, Vergewaltigungsdrohungen und Morddrohungen besonders durch Rechtsextreme
  • berichtete von Rechtsextremen, die versuchen, ihren Wohnort ausfindig zu machen
  • berichtete von erfolgtem Swatting gegen ihre Privatadresse
  • berichtete von Fällen illegaler Pizzabestellungen an eine ihrer Adressen
  • berichtete von der Notwendigkeit zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen beim Besuch von Veranstaltungen und Gerichtsprozessen
  • berichtete von der Absage ihrer Teilnahme an Veranstaltungen, weil die Sicherheitssituation dies erforderte
  • berichtete davon, dass sie an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leide, deren Wiederausbruch durch die Cybermobbing Kampagne KuchenTVs maßgeblich ausgelöst wurde
  • berichtete davon, dass sie rezidivierend suizidal und depressiv sei
  • berichtete davon, dass sie von mehrfachem Stalking betroffen sei
  • und berichtete von der Involvierung des Landeskriminialamtes in Strafermittlungen gegen die Täter der genannten Taten

KuchenTV lagen diese Informationen zur Bedrohungssituation und Gesundheitssituation der Influencerin vor, da er auf ihre Livestreams, in denen sie über ihre Situation berichtete, über Monate in Videos und Livestreams reagiert hatte. Es gilt als gesichert, dass sich der Influencer in vollem Umfang bewusst darüber war, unter welchen Umständen er das Doxxing Video veröffentlichte.

KuchenTV entschloss sich bewusst, in dieser Situation seine bereits seit 1,5 Jahren fortgesetzte Zielmarkierung gegenüber der Influencerin zu verstärken, indem er eine Person als verantwortlich für die zuvor in die Nähe von Terrorismus gerückte Seite KuchenFiles verantwortlich erklärte, die sich laut seinen öffentlich angestellten Vermutungen in einer Beziehung mit der Influencerin befinde und mit ihr zusammenlebe.

KuchenTV distanzierte sich zwar von den genannten Taten und forderte seine Zuschauer*innen dazu auf, derartige Maßnahmen nicht zu ergreifen. Er leugnet aber jeden Zusammenhang der von ihm praktizierten Dämonisierung und Feindmarkierung mit den genannten Taten gegen die Sicherheit und Gesundheit der Influencerin.

Ob KuchenTV die Folgen der Dämonisierung, Feindmarkierung und neuerdings auch des Doxxings billigend in Kauf nimmt, während er das Leid der Influencerin geschäftlich ausbeutet oder ob sein Handeln auf diese Folgen abzielt, kann KuchenFiles nicht bewerten.

Für ein Vorgehen, das auf das Eintreten dieser Folgen abzielt, könnte eine Aussage KuchenTVs vom 6. Dezember 2023 sprechen. In einem Livestream auf seinem Twitch Kanal sagte KuchenTV in Richtung der Influencerin:

„Ich will, dass Monte zum Weihnachtsevent zu mir kommt, seine Zunge in mein Arschloch steckt und mir sagt: ‚Digga, du hast Shurjoka so krass gebrochen, du bist so ein geiler Typ. Bitte sei meine Jappi heute Nacht.‘ Und das ist mein Ziel. Und das werde ich dir beweisen. Ich werd‘ weiter machen!“

Später gab er an, sich von dieser Aussage zu distanzieren.

Ebenfalls für ein gezieltes Vorgehen, könnten KuchenTVs Aussagen im Zusammenhang mit seinem Cybermobbing gegen die Influencerin Lea seit 2014 sprechen. Er zeigte sich über Jahre hinweg stolz und glücklich darüber, der damals 12-Jährigen eine Karriere als Influencerin zerstört zu haben.

Unterstützer*innen des Doxxings

Diese Influencer*innen mit mehr als 1.000 Abonnent*innen auf der Plattform YouTube beteiligten sich durch die Verbreitung des Videos an dem Doxxing von Elias:

AlphaKevin

KuchenTVs Doxxing Video verbreitet AlphaKevin in einer Reaction auf seinem Twitch Kanal ohne Unkenntlichmachung der personenbezogenen Daten von Elias. Beim Upload der Reaction auf seinem YouTube Kanal mit dem Titel „Kranke Infos zur Kuchenfiles Seite“ hat der Influencer den von KuchenTV eingeblendeten Namen und den Beruf von Elias unkenntlich gemacht. Das Foto von Elias, die Nennung von dessen Spitznamen und dessen Vornamen wurde nicht unkenntlich gemacht.

Das Doxxing kritisierte AlphaKevin nicht.

Im Zusammenhang mit KuchenTVs Doxxing Video warb AlphaKevin auf den Plattformen YouTube und Twitch für das Unternehmen Holy. In der Videobeschreibung verlinkte AlphaKevin auf das Doxxing Video KuchenTVs und warb für die Unternehmen Holy, Snocks und KoRo.

AlphaKevin sagte über KuchenFiles:

„Die haben sich dazu entschieden, sich ohnehin absolut unglaubwürdig zu machen, komplett reinzuscheißen in allen Ebenen für mich persönlich und dementsprechend hab ich da gar keine Lust, überhaupt auf diese Seite draufzuklicken.“

Woran der Influencer diese Aussagen festmacht, teilte AlphaKevin in diesem Video nicht mit.

Tobias Huch

Tobias Huch verbreitete das Doxxing Video KuchenTVs in einer Reaction auf seinem Twitch Kanal. Beim Upload der Reaction auf seinem YouTube Kanal unter dem Titel „Der Hetzer hinter den KuchenFiles enttarnt?“ machte der Influencer und Journalist die erste Einblendung des Fotos und des Namens von Elias unkenntlich. Die zweite Einblendung des Fotos mit dem Klarnamen und dem Beruf von Elias machte Tobias Huch nicht unkenntlich.

Das Doxxing kritisierte der Influencer nicht. Auch erkannte der Journalist keine journalistischen Mängel in dem Video des Meinungsbloggers.

Tobias Huch, der laut eigenen Angaben seit 19 Jahren Mitglied der FDP ist, hatte im Januar 2024 öffentlich gemacht, in welchem Restaurant sich die Influencerin Shurjoka am selben Tag, wenige Stunden zuvor aufhielt. Huch sagte:

„Also liebe Shurjoka, liebe Pia. Wenn du in Berlin essen bist, dann solltest du nicht so laut reden. Am Nachbartisch können das Leute hören und dann auch Menschen wie Kurden, die mich auch kennen. Und dann landet das innerhalb von Sekunden bei mir in Echtzeit.“

Er warb bei seinen Zuschauer*innen dafür, in dem von der Influencerin zuvor besuchten Restaurant essen zu gehen. Zu den Gründen für die Veröffentlichung des Restaurants sagte Huch:

„Das war ’ne klare Botschaft an sie, sie soll aufhören, gegen mich zu hetzen, in der Öffentlichkeit. Das kann sie in ihrem Wohnzimmer gerne machen. Das ist ihr gutes Recht. Aber sie soll sich nicht wundern, wenn Leute an den Nachbartischen sitzen, die mich dann anrufen.“

Huch veröffentlichte die ungefähre, längere Entfernung des Restaurants vom Wohnort der Influencerin und erklärte öffentlich, dass er die aktuelle Wohnadresse der Influencerin kenne. Diese Äußerungen konnten als Versuch interpretiert werden, die betroffene Influencerin einzuschüchtern.

GonGon Remastered

GonGon Remastered verbreitete das Doxxing Video unzensiert in einer Reaction auf seinem Twitch Kanal. Beim Upload der Reaction auf seinem YouTube Kanal zeigte der Content Creator die erste Einblendung des Namens, Berufs und des Fotos von Elias unzensiert.

In seinem Video blendete GonGon Remastered den Kanalnamen der von Cybermobbing betroffenen Lea ein und nannte ihn. Bei der Suche nach diesem Kanalnamen werden neben KuchenTVs Cybermobbing Video auch Videos ausgegeben, in denen das 12-jährige Mädchen unverpixelt zu sehen ist.

GonGon Remastered stellte in seiner Reaktion auf KuchenTVs Aussagen zu dem KuchenFiles Artikel „Über Terroranschläge lachen“ die Existenz von antimuslimischem Rassismus infrage.

Das Doxxing kritisierte der Influencer nicht.

Heart D. Lucy

Heart D. Lucy verbreitet das Doxxing Video KuchenTVs unzensiert auf der Plattform Twitch. Beim Upload ihrer Reaction auf ihrem YouTube Kanal unter dem Titel „Steckt etwa ER hinter der KUCHENFILES-SEITE? KUCHENTV im EXPOSING !“ hat die Influencerin die gedoxxten Informationen ohne Unkenntlichmachung verbreitet. Im Thumbnail ihres Videos zeigte die Influencerin den Klarnamen, den Beruf und ein Foto von Elias.

Die Influencerin verharmloste das Doxxing, als sie darauf hinwies, dass alle Informationen, die KuchenTV veröffentlicht hatte, öffentlich zugänglich gewesen seien.

NavexPlus

NavexPlus, ein Influencer, der selbst anonym auftritt, verbreitete das Doxxing Video KuchenTVs in einer Reaction auf seinem Twitch Kanal. Auf seinem YouTube Kanal verbreitet er die gedoxxten Informationen ohne Unkenntlichmachung.

Das Doxxing kritisierte der Influencer nicht.


Alle genannten Influencer*innen verbreiteten mit dem Doxxing Video von KuchenTV auch die darin enthaltene Erwähnung eines Cybermobbing Videos und des Kanalnamens der von KuchenTVs Cybermobbing betroffenen Lea. Als das Cybermobbing gegen Lea 2014 begann, war sie 12 Jahre alt. Über den Kanalnamen, der in dem Doxxing Video von KuchenTV genannt wurde, sind die Hassinhalte gegen Lea zu finden. Unter den ersten Suchergebnissen gibt die Suche neben KuchenTVs Cybermobbing Video auch Videos aus, in denen Lea im Alter von 12 Jahren unverpixelt gezeigt und in denen sie, wie in KuchenTVs Video, der Lächerlichkeit preisgegeben und gemobbt wird.

Cybermobbing gegen ein 12-jähriges Mädchen


Das Kapitel „Unterstützer*innen des Doxxings“ wird anhaltend aktualisiert.

War das „Doxxing“?

Der Irrtum, Doxxing sei nur strafbar, wenn die veröffentlichten Informationen aus nicht öffentlichen Quellen stammen und die Veröffentlichung von Daten, die aus öffentlichen Quellen stammen, sei grundsätzlich nicht strafbar, ist populär.

Diese Rechtsauffassung ist aber falsch. § 126a des deutschen Strafgesetzbuch lautet:

„Gefährdendes Verbreiten personenbezogener Daten

(1) Wer öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten eines Inhalts (§ 11 Absatz 3) personenbezogene Daten einer anderen Person in einer Art und Weise verbreitet, die geeignet und nach den Umständen bestimmt ist, diese Person oder eine ihr nahestehende Person der Gefahr

1. eines gegen sie gerichteten Verbrechens oder

2. einer gegen sie gerichteten sonstigen rechtswidrigen Tat gegen die sexuelle Selbstbestimmung, die körperliche Unversehrtheit, die persönliche Freiheit oder gegen eine Sache von bedeutendem Wert auszusetzen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Handelt es sich um nicht allgemein zugängliche Daten, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe.

(3) § 86 Absatz 4 gilt entsprechend.“

Diese Strafnorm umfasst alle personenbezogene Daten aus öffentlich zugänglichen oder aus nicht öffentlich zugänglichen Quellen. Absatz 2 des Gesetzes regelt ein höheres Strafmaß für den Fall, dass veröffentlichte Daten, die die Bedingungen des § 126a erfüllen, aus nicht allgemein zugänglichen Quellen stammen.

Die Zugänglichkeit der Quelle der Daten ist also nur Voraussetzung für ein bestimmtes Strafmaß. Sie trifft keine Aussage über die Strafbarkeit einer Tat.

Die Strafbarkeit ergibt sich aus der „Art und Weise“ in der die Daten veröffentlicht werden. Für eine Strafbarkeit muss die „Art und Weise“ dazu „geeignet und nach den Umständen bestimmt“ sein, die betroffene Person den unter 1. und 2. aufgeführten Gefahren auszusetzen. Das bedeutet, dass diese Folgen nicht eintreten müssen. Es ist ausschlaggebend, ob die betroffene Person oder ihnen nahestehende Personen durch die Tat einer dieser Gefahren ausgesetzt werden.

In der Gesetzesbegründung des § 126a konkretisiert der Gesetzgeber die Voraussetzung:

„wenn nach Art und Weise des Verbreitens sowie den sonstigen relevanten konkreten Umständen des Falles bei einer Gesamtwürdigung die Besorgnis gerechtfertigt ist, es könne zu einer rechtswidrigen Tat kommen“

Angesichts der bereits eingetretenen Folgen des durch KuchenTV erfolgten Doxxings und der allgemein bekannten Bedrohungssituation der betroffenen Personen, könnte diese Voraussetzung erfüllt sein.

KuchenTV hat bislang keine Daten der Betroffenen veröffentlicht, die nicht allgemein zugänglich waren. Daher läge das Strafmaß für die Tat zwischen einer Geldstrafe und bis zu 2 Jahren Freiheitsstrafe.

Auf der Streaming Plattform Twitch gilt das Vorgehen KuchenTVs als Doxxing. In den Terms Of Service des Dienstes heißt es:

„Doxxing of any kind is prohibited by Twitch’s Community Guidelines — even if the perpetrators only expose information available via the public record.“

Unter den beispielhaft aufgelisteten Datenarten werden auch „Real Name“ und „Employer“ genannt.

Universelle Prinzipien?

KuchenTVs Aussagen der letzten Jahre begründen Zweifel daran, dass er hinsichtlich Doxxings universellen Moralvorstellungen oder Prinzipien folgt.

Im Fall von Elias argumentierte KuchenTV, dass es sich nicht um Doxxing gehandelt habe, weil die Informationen, die er verbreitet hatte, auf öffentlichen Webseiten zu finden seien. Er schrieb auf der Plattform Twitter:

„Erstmal ist es laut Definition kein „Doxxing“ – Denn ich habe keine geheimen Informationen geteilt, alles ist öffentlich einsehbar.“

Bei JayRiddle heißt es „Doxxing“

Fünf Monate vorher bewertete KuchenTV eine vergleichbare Situation vollkommen anders. Das Offenlegen der Identität eines Influencers aus öffentlichen Quellen bezeichnete KuchenTV in diesem Fall als „Doxxing“.

Die Influencerin Shurjoka hatte in einem ihrer Livestreams aus dem Juni 2024 in Richtung des anonym auftretenden Influencers JayRiddle darauf hingewiesen, dass dieser nicht so anonym sei, wie er glaube und dass sie für ihn hoffe, dass sie mit ihrem Wissen nicht so umgehe, wie die Gegenseite mit privaten Informationen umgehe. Jayriddle ist für antifeministische, misogyne Inhalte bekannt und beteiligte sich zu diesem Zeitpunkt seit mehreren Monaten an dem Cybermobbing gegen die Influencerin. Wenn es in seinen Livestreams um die Shurjoka geht, spielt er häufiger den Song „Unterfickt und geistig behindert“ von K.I.Z ab, um die Influencerin zu beleidigen.

KuchenTV interpretierte Shurjokas Hinweis als die Androhung von Doxxing. Der Klarname und ein Foto von JayRiddle waren zum Zeitpunkt von Shurjokas Aussage auf der öffentlichen Webseite eines Arbeitgebers des Influencers verfügbar. Eine Bewerbungspräsentation von JayRiddle mit seinem Klarnamen, Informationen zu seinem Wohnort, seinem beruflichen Werdegang und einem Foto ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels online abrufbar. Ein Doxxing des Influencers fand bislang nicht statt.

In diesem Video machte sich KuchenTV über die Berichte lustig, in denen die Betroffene über das Doxxing von Privatadressen und Daten ihrer Familie sprach.

Doxxing einer 12-Jährigen

Die von KuchenTV auf der Plattform Twitter veröffentlichte Privatadresse der damals 12-jährigen Lea, für deren Cybermobbing KuchenTV einer der hauptsächlich Verantwortlichen war, verharmloste er als er darauf abstellte, dass es sich nicht um Doxxing gehandelt habe, weil die Adresse aus dem Impressum einer Webseite stammte, die Leas Eltern für sie aufgesetzt hatten, nachdem ihr YouTube Kanal aufgrund von Altersbeschränkungen gesperrt wurde. Im Juni 2019 sagte er, dass ein Doxxing der Privatadresse der 12-Jährigen und weiterer privater Daten ihrer Familie „ok“ und ihm „egal“ gewesen wäre, wäre es erst erfolgt, nachdem er ein Interview mit dem betroffenen Mädchen hätte führen und monetarisieren können.

Im März 2022 bezeichnete KuchenTV das Doxxing der Privatadresse des Mädchens als „an sich ja auch lustig“.

Ein Video oder ein schriftliches Statement, in dem KuchenTV sein Cybermobbing und das Doxxing der 12-Jährigen aufarbeitet, ist KuchenFiles nicht bekannt.

Sorgen um einen Rechtsextremen?

Bei einem Rechtsextremen legte KuchenTV besondere Maßstäbe für Doxxing an. Er kritisierte mehrmals die Drohung des Influencers Dekarldent, den Klarnamen und den Wohnortes des Online Aktivisten Shlomo Finkelstein zu veröffentlichen. Den Rechtsextremen, der zur Zeit eine einjährige Haftstrafe unter anderem wegen Volksverhetzung absitzt, sah KuchenTV der Gefahr ausgesetzt, ermordet zu werden, wenn seine Identität bekannt werde.

KuchenTV nannte die Inhalte von Shlomo Finkelstein, der mit dem Format Vulgäre Analyse populär wurde, „Bullshit“ und beteuerte, ihn nicht verteidigen zu wollen. 2020 nannte KuchenTV den Rechtsextremen verharmlosend „Islamkritiker“ und äußerte Verständnis für dessen anonymen Internetauftritt. KuchenTVs letzte öffentlich geäußerte Sorgen um die Folgen eines Doxxings für den Rechtsextremen stammen aus dem Jahr 2022. Er bezeichnete die rechtsextremen Standpunkte des Online Aktivisten verharmlosend als „Meinungen“ mit denen man „vielleicht nicht einher geht“ und fasste in diesem Video zusammen:

„Ich finde das Ganze schwierig. Leute doxxen zu wollen, weil sie einen kritisieren, weil man vielleicht mit der Meinung nicht einher geht, finde ich halt wirklich schon sehr sehr schwierig.“

Über die Motive für KuchenTVs verständnisvolle Bewertung der Gefährdungslage eines rechtsextremen Aktivisten und darüber, warum er diese Maßstäbe bei einem linken Aktivisten wie Elias nicht anlegte, kann die Redaktion keine Beurteilung abgeben.

Kopfgelder und „verdientes“ Doxxing

In dem Artikel „Doxing absolut verdient“ konnte KuchenFiles an einem weiteren Fall zeigen, in welcher Art und Weise KuchenTV das Doxxing von Menschen rechtfertigt, sofern Menschen davon betroffen sind, die er als Gegner*innen identifiziert.

Doxing absolut verdient

Im April 2021 setzte KuchenTV Kopfgelder auf die Adressen von Personen aus, die ihn in ihren Social Media Beiträgen kritisiert und beleidigt hatten.

Kopfgeld und Hacker für Adressen

Auf jeden Fall auch verdient

Der Twitter Nutzer Bastien_NRW versuchte im August 2024 eine Person einzuschüchtern, die sich unterstützend für die Influencerin Shurjoka aussprach und ihn kritisierte. Er teilte der Person mit, dass deren die Identität kenne und sagte, er verrate der Person nur dann, woher er diese Information habe, wenn die Person sich bereit erkläre, alle Tweets zu löschen, in denen sie Bastien_NRW kritisch erwähnt hatte.

Bastien_NRW postete einen Screenshot, auf dem der Name der Person nur teilweise geschwärzt war. Es ließ sich anhand des Screenshots und der Aussagen Bastien_NRWs für Außenstehende leicht nachvollziehen, von wo dieser Screenshot stammt und wie sich der Klarname der Person finden lässt. Zuvor hatte Bastien_NRW der betroffenen Person über mehrere Wochen öffentlich gedroht, private Informationen der Person auf Twitter zu veröffentlichen. Bastien_NRW wollte mit seinen Einschüchterungsversuchen laut eigenen Angaben unter anderem erreichen, dass die betroffene Person ihr Gesicht zeigt.

Teil seiner Einschüchterungsmethode war, wie bei anderen Betroffenen auch, das gezielte Veröffentlichen einzelner privater Informationen, wie einen Teil des Geburtsdatums oder Vermutungen über den Wohnort der betroffenen Person, um den Betroffenen Angst vor der Veröffentlichung weiterer Informationen zu machen.

KuchenTV sagte, dass es sich bei der Veröffentlichung des Screenshots durch den Twitter Nutzer nicht um „Doxxing“ handle. Er bezeichnete einen Beitrag von Bastien_NRW zu diesem Vorfall als „unangenehm“, sah aber keinen Anlass für Kritik an den Nötigungsversuchen des Twitter Nutzers.

Als eine Person in seinem Chat auf der Plattform Twitch das Pseudonym der betroffenen Person nannte, rechtfertigte KuchenTV den Nötigungsversuch:

Person im Chat: „Geht um [Pseudonym der betroffenen Person]“

KuchenTV: „Ok, dann hat der das auf jeden Fall auch verdient, würde ich sagen.“

KuchenTV arbeitet mit dem Twitter Nutzer Bastien_NRW zusammen. Dieser schneidet Videos für KuchenTV. KuchenFiles liegen weitere Fälle vor, bei denen der Twitter Nutzer über die öffentliche Androhung und Andeutung von Doxxing versuchte, Unterstützer*innen der Influencerin Shurjoka zu nötigen, ihre kritischen Beiträge zu seiner Person zu löschen und ihn nicht mehr zu erwähnen.

Die Influencerin Shurjoka bezeichnete das Vorgehen Bastien_NRWs in ihren Livestreams zuletzt mehrfach als „Stalking“ und ihn als „obsessiv“, da dieser auf seinem Twitter Account seit knapp einem Jahr massenhaft Inhalte veröffentlicht, die sich gegen die Influencerin richten.

Laut den öffentlichen Äußerungen verschiedener Betroffener wurden mehrere Strafanzeigen, unter anderem wegen Nötigung und Stalking, gegen den Twitter Nutzer erstattet.

KuchenTV sah in den Aussagen und im Vorgehen von Bastien_NRW bislang keinen Anlass, die Zusammenarbeit mit dieser Person zu beenden.

Der hat ne Freundin?

Unter einem Beitrag auf der Plattform Twitter wurde im September 2024 einem linken Aktivisten mit Doxxing bedroht. Der Twitter Nutzer, der zuvor bereits mehrere linke Aktivist*innen gedoxxt hatte, schrieb:

„Wisst ihr wieso [Pseudonym des Aktivisten] abgetaucht ist? Legenden besagen, dass ein Zeitungsartikel von ihm und seiner Freundin aufgetaucht ist. Mit Klarnamen, mit Gesichter, mit allem. Keine Sorge.. solange du still bleibst, bleibt jeder still.“

KuchenTV sah sich durch diesen Versuch, den linken Aktivisten einzuschüchtern und zu nötigen, nicht dazu veranlasst, den Twitter Nutzer zu kritisieren oder zu blockieren. Er reagierte auf den Nötigungsversuch mit der abwertenden Frage:

„Der hat ne Freundin?“

KuchenTV hatte den betroffenen Aktivisten in vergangenen Tweets bereits häufiger mit Bezugnahme auf dessen Körpergewicht beleidigt und als Ziel markiert. Sein abwertender Kommentar unter dem Nötigungsversuch stellt KuchenTVs Aussagen in Frage, mit denen er versichert wissen wollte, dass sich von Doxxing „distanziere“ und dieses ablehne.

„Distanzierungen“ und Widersprüche

KuchenTV hat in seiner Karriere mehrere Personen gedoxxt, wie er selbst in mehreren Statements einräumte. Im Dezember 2019 sagte er, dass er sich gar nicht mehr an alle Fälle erinnere, in denen er Privatadressen von Personen veröffentlicht hatte.

Seine Distanzierungen von diesen Doxxings weisen in sich Widersprüche auf. In einem Video aus dem Januar 2019 äußerte sich KuchenTV ablehnend gegenüber dem Doxxing von Adressen oder „sonstigen privaten Informationen“ und sagte, dass er das heute nicht mehr mache. In dem Video sagte KuchenTV, er finde es „relativ gut“, dass der in der Öffentlichkeit als „Orbit“ bekannt gewordene Hacker, private Daten des Satirikers Jan Böhmermann und des Journalisten Rayk Anders veröffentlicht hatte. KuchenTV sagte, dass er den Betroffenen das Doxxing „zu 100 Prozent gönne“ und sie es „zu 100 Prozent verdient“ hätten. Er begründete seine Bewertung mit den Inhalten, die Böhmermann und Anders verbreiten.

Zwei Wochen später bezeichnete er das von ihm verübte Doxxing der Daten mehrerer Personen als „absolut dämlich“ und „idiotisch“. KuchenTV erklärte, dass er diese Taten „mega bereue“ und „überhaupt nicht mehr dahinter“ stehe. Er sagte:

„Es tut mir halt wirklich leid für jeden, wo ich das halt mal gemacht habe.“

In einem Video, das KuchenTV am 19. Januar 2021 veröffentlicht hatte, sagte er:

„Und ich bin auch keiner, der irgendwas leakt.“

„Vor allem bringt es ja auch überhaupt nichts, irgend’ne Adresse oder sonst irgendwas zu leaken. Weil, was hab ich denn davon?“

In einem Interview mit dem Rapper und Content Creator Ssynic vom 11. April 2024 erklärte KuchenTV, dass es in der Anfangszeit seiner Karriere „öfter vorgekommen“ sei, dass er Daten „für Reichweite“, also in Erwartung finanziellen Profits, Personen gedoxxt habe. KuchenTV bemühte sich um die Darstellung, dass dieses Vorgehen der Vergangenheit angehöre und sagte:

„Weil ich hab das gerade so verstanden, dass das auch heut noch so ist, aber heute bin ich vernünftig.“[sic!]

In einem Livestream auf der Plattform Twitch sagte KuchenTV im September 2024:

„Ja, das ist scheiße, ja. Da stehe ich auch komplett hinter Shurjoka. Irgendwie mit Doxxing drohen, mit Beleidigungen drohen, mit anderweitigen Dingen drohen, wie keine Ahnung, irgendwelche Beleidigungen oder sowas schreiben, safe absoluter Müll, da stehe ich komplett hinter Shurjoka. Das geht überhaupt nicht, aber wenn du dir das gesamte Internet als Feind machst, dann leider, es ist das Internet, leider muss man damit rechnen. Sollte man nicht, komplett, es ist scheiße. Macht das nicht! Aber du weißt doch wie das Internet funktioniert.“

Wenige Tage später doxxte KuchenTV den Klarnamen des Aktivisten Elias.

Conclusion

Universelle Maßstäbe zur Bewertung von Doxxing sind bei KuchenTV nicht erkennbar. KuchenTVs Aussagen belegen, dass persönliche Sympathie oder Antipathie, individueller Nutzen oder Schaden darüber entscheiden, ob er Doxxing ablehnt und skandalisiert oder befürwortet und verharmlost.

Wie im Fall des Influencers JayRiddle, skandalisiert KuchenTV Doxxing häufig, sofern es ihn selbst oder ihm wohlgesonnene Personen betrifft. Betrifft es Menschen, denen KuchenTV feindlich gegenübersteht, wird Doxxing von ihm verharmlost, gerechtfertigt oder selbst betrieben.

KuchenFiles sind keine Fälle bekannt, in denen KuchenTV seit den von ihm geäußerten Distanzierungen selbst Privatadressen gedoxxt hat. Seine Distanzierungen von dem Doxxing von Privatadressen stehen jedoch in Frage, da er bislang keine Maßnahmen ergriff, um der Bewerbung des Doxxing Eintrags über Elias auf der illegalen Doxxing Webseite in den Kommentaren auf seinem Twitter Account entgegen zu wirken. Er nimmt mindestens billigend in Kauf, dass seine Reichweite für die Popularisierung des Doxxing Eintrags genutzt wird.

KuchenTVs Aussagen ist zu entnehmen, dass ihm bewusst ist, welches Machtinstrument Doxxing darstellt und welche Konsequenzen Doxxing für die Betroffenen haben kann. Er hat Elias und sein Umfeld bewusst diesen Gefahren ausgesetzt.

Erklärung der Redaktion

Die von KuchenTVs Doxxing betroffene Person ist nicht Teil von KuchenFiles. Die Person ist nicht Teil der Redaktion und auch nicht Teil des Betriebsteams von KuchenFiles.

Die von KuchenTV vorgelegten „Indizien“ sind für die von ihm vermutete redaktionelle Verantwortung bedeutungslos. Sie sind journalistisch ungenügend erarbeitet und konnten KuchenTV nur falsche Ergebnisse liefern. Ähnliche handwerkliche Fehler, wie sie KuchenFiles dem Influencer im Artikel „Cake News: KuchenFiles sehr bedenklich“ nachweisen konnte, führten im Fall von Elias zu falschen Ergebnissen.

KuchenTV ist seit mehr als 10 Jahren hauptberuflich als Meinungsblogger tätig. In der journalistischen Qualität seiner Arbeitsergebnisse ist diese Erfahrung leider nicht erkennbar.

KuchenFiles wird zu jedem weiteren Vorfall, in dem KuchenTV oder Personen aus seinem Umfeld versuchen, Menschen als Ziele zu markieren und sie der Gefahr von Doxxing, Belästigung, Bedrohung oder Gewalt auszusetzen, einen eigenen Artikel veröffentlichen. Auch die Folgen, die direkt und indirekt mit den Zielmarkierungen KuchenTVs oder seines Umfeldes verbunden sind, wird KuchenFiles in diesen Artikeln darstellen.

KuchenFiles wird in besonderem Maße Kontakte zu Medienvertreter*innen nutzen, um diese mit Informationen über Vorfälle von Zielmarkierung und Doxxing zu versorgen, die von KuchenTV oder seinem Umfeld ausgehen.

Nötigung und widersprüchlicher Dank

In seinem Doxxing Video versuchte KuchenTV, die für KuchenFiles Verantwortlichen dazu zu nötigen, ihre Identitäten preiszugeben, wenn KuchenFiles nicht wolle, dass er Vermutungen über die für KuchenFiles verantwortlichen Personen anstellt.

Er sagte:

„Wenn der Ersteller einfach offen damit umgehen würde, der definitiv nicht [Elias] ist, dann würde es diese Gerüchte gar nicht geben und man würde Shurjoka auch gar nicht in Verbindung damit bringen, dass die an dieser Seite mitgearbeitet hat.“

Diese Aussagen und der Kontext des Videos hinterlassen bei der Redaktion von KuchenFiles den Eindruck, KuchenTV wolle sagen: Die Verantwortlichen hinter KuchenFiles müssen sich zu Erkennen geben, wenn sie verhindern wollen, dass KuchenTV Menschen aus dem Umfeld der Influencerin Shurjoka doxxt, öffentlich Vermutungen über deren Privatleben anstellt oder sie für KuchenFiles verantwortlich macht.

Könnte er belegen, dass Elias für KuchenFiles verantwortlich sei, so könnte man laut KuchenTV zeigen:

„Die versuchen jetzt wirklich durch billiges Framing und Lügen und Auslassen von irgendwelchen Fakten mich als den schlimmsten Influencer Deutschlands darzustellen.“


Fact Check

KuchenTV hat KuchenFiles bislang nur eine falsche Information nachgewiesen. Es handelte sich um die falsche Zuordnung einer Person. Nach KuchenTVs Hinweis hat die Redaktion den Fehler sofort korrigiert.

KuchenTV hat keine weiteren auf KuchenFiles enthaltenen, falschen Informationen nachgewiesen.

Für den Artikel „Der verbotene Ohrwurm und die rechtsradikale Resonanz“ wurde KuchenFiles von KuchenTV kritisiert, weil seine „Distanzierung“ nicht erwähnt wurde, die er nur auf TikTok veröffentlicht hatte. KuchenFiles hat 3 Tage nach der Kritik ausführlich dargestellt, warum die Distanzierung zuvor nicht erwähnt wurde. Es wurde das ungeschnittene Statement KuchenTVs gezeigt und begründet, warum diese Distanzierung nicht die Kriterien für eine belastbare Distanzierung erfüllt.

Das „Auslassen von Fakten“ sah KuchenTV in dem KuchenFiles Artikel „Sailor Moon“ gegeben. Es stellte sich heraus, dass die Fakten, die KuchenFiles angeblich ausgelassen habe, in dem Artikel enthalten waren. KuchenTV blendete die Stelle sogar in dem Video ein, in welchem er KuchenFiles das Auslassen dieser Information vorwarf.

Eine weitere „Auslassung“ kritisierte KuchenTV im Zusammenhang mit dem KuchenFiles Artikel „Frauenarzt für Minderjährige“. Einen Tweet, in dem er Minderjährige, Kleinkinder und Säuglinge sexualisierte hatte KuchenTV bereits vor der Veröffentlichung des Artikels gelöscht. Da KuchenTV zur Löschung des Tweets vor der Veröffentlichung des Artikels keine Erklärung abgab, war die Löschung der Redaktion nicht bekannt. KuchenFiles hat noch am selben Tag mit einem redaktionellen Hinweis auf KuchenTVs Kritik reagiert und die Information hinzugefügt. Auch wenn KuchenFiles nicht behauptete, dass der Tweet auf der Plattform Twitter noch verfügbar ist, so hätte die Redaktion das mit der erforderlichen Sorgfalt vor der Veröffentlichung des Artikels überprüfen und im Text anmerken müssen.

KuchenTV teilte weder KuchenFiles noch seinen Zuschauer*innen bislang mit, welche Informationen auf KuchenFiles falsch seien. Eine schriftliche Mitteilung KuchenTVs mit der er falsche Informationen in den Artikeln von KuchenFiles beanstandet, hat die Redaktion von KuchenTV bislang nicht erhalten.

Während KuchenTV dergestalt schwere Vorwürfe gegenüber KuchenFiles erhebt, ohne diese zu konkretisieren, verbreitete er zur gleichen Zeit zwei Videos auf seinem YouTube Kanal, in denen er bewusst falsche Informationen über KuchenFiles, Noblogs und Indymedia lanciert, wie KuchenFiles in diesem Artikel und in diesem Artikel nachweisen konnte.

KuchenTVs Darstellung ist falsch.


KuchenTVs aggressives Vorgehen gegen die Influencerin Shurjoka, das Doxxing einer Person, die er als verantwortlich für KuchenFiles vermutet und sein Versuch, die Redaktion von KuchenFiles zur Selbstveröffentlichung zur nötigen, stehen im Widerspruch zu KuchenTVs Aussagen aus dem Ende seines Doxxing Videos. Er sagte über KuchenFiles:

„Also das einzige, was es gebracht hat, ist mir tonnenweise neuer Content, über den ich berichten kann und alle meine Plattformen laufen besser, wenn ich über diese Seite berichte. Also eigentlich habt ihr mir wirklich extrem geholfen. Also, Dankeschön! Dankeschön, für diese Unterstützung!“

Am 12. August 2024 sagte KuchenTV über KuchenFiles in einem Livestream:

„Die Seite schadet mir ja auch nicht.“

KuchenTVs Darstellung, er sei KuchenFiles dankbar, widerspricht seinem Doxxing einer Person, der er, aufbauend auf mangelhaften Recherchen, den falschen Vorwurf macht, für KuchenFiles verantwortlich zu sein.