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EMP kündigt Werbevertrag mit KuchenTV

Werbepartnerschaft mit EMP

Am 18. Oktober 2024 präsentierte KuchenTV den Versandhandel für Merchandising Produkte EMP als seinen neuen Werbepartner. Er bewarb den Online Shop des Unternehmens und einen Rabattcode. Das Placement sollte sich laut KuchenTV über einen Zeitraum von einem Monat erstrecken.

Über EMP sagte KuchenTV in diesem Livestream:

„Übrigens auch sehr cool, wir haben natürlich auch Bescheid gegeben gehabt, dass ja da auch Werbepartner angeschrieben werden und so weiter, aber die sind da wirklich sehr chillig unterwegs, ne haben das trotzdem nicht abgebrochen.“[sic!]

„Wie gesagt, ich find’s halt mega, weil die auch gesagt haben, dass die sich da vom Hate und so weiter nicht unterkriegen lassen und ja trotzdem mit mir halt zusammenarbeiten. Und das ist ja gerade in der heutigen Zeit, ist es wirklich sehr sehr geil.“[sic!]

Werbepartnerschaft vorzeitig beendet

Vier Tage später erklärte KuchenTV auf der Plattform Twitch, dass EMP die Werbepartnerschaft vorzeitig beendet habe.

„Die Partnerschaft wurde jetzt auch per se nicht beendet, weil es jetzt Hate oder so was gab, weil das war halt klar, dass das passiert, sondern weil der Hate, der gekommen ist, einfach auch irgendwann nicht mehr tragbar gewesen ist. Wenn da jetzt Nachrichten gewesen wären mit ‚Ja KuchenTV, böser Typ, hat das und das gemacht‘ so, das wär alles in Ordnung gewesen, sondern es wurden teilweise wirklich Morddrohungen, ja Morddrohungen an EMP und an Mitarbeiter gesendet, es wurden, eine andere Agentur hat sich wohl auch sehr krass beschwert, dass ich da Partner bin. Welche das ist, weiß ich nicht.“

„Ja, auch B2B Partner, also Business to Business Kunden von EMP wurden wohl angeschrieben und da mit reingezogen. Und ja, das Ganze hat halt ein Ausmaß angenommen, was halt auch für die nicht mehr tragbar ist und deswegen haben wir, oder haben die halt gesagt, so ‚Bro, wir bezahlen dich dafür‘, weil ich hab ja auch nichts falsch gemacht. Ich bin ja auch nicht vertragsbrüchig geworden oder so. ‚Ne, aber bei dem Hate, der da reinkommt, ist das halt nicht mehr tragbar.'“

Die Behauptung, nicht KuchenTVs Inhalte sondern „Morddrohungen“ gegen EMP seien der Grund für die vorzeitige Kündigung des Werbevertrages gewesen, wiederholte KuchenTV in seinem Livestream mehr als 10 Mal.

Gab es Morddrohungen?

KuchenTVs Darstellung, der Werbevertrag zwischen ihm und EMP sei von EMP unter anderem wegen „Morddrohungen“ beendet worden, die das Unternehmen erhalten habe, steht im Widerspruch zu Stellungnahmen, die das Unternehmen gegenüber mehreren Nutzer*innen auf der Plattform Instagram abgab. Die Stellungnahme, die mehrere Instagram Nutzer*innen von EMP erhalten hatten, lautete:

„Hi du, erstmal Danke für dein Feedback, wir haben all eure Nachrichten gehört und gesammelt und haben nun folgendes Statement für euch: Wir arbeiten mit Agenturen zusammen, die uns reichweitenstarke Content Creator empfehlen, und haben uns dabei auf die uns zur Verfügung gestellten Informationen verlassen. Wir bedauern, dass es in diesem Fall zu Fehleinschätzungen gekommen ist. Auf Basis der aktuellen Informationen haben wir die Platzierungen bei KuchenTV mit sofortiger Wirkung beendet. Deine EMP-Crew“[sic!]

Auf eine Anfrage von KuchenFiles, ob es die von KuchenTV behaupteten „Morddrohung“ gegeben hat und ob sie, wie von KuchenTV dargestellt, der Grund für die Auflösung des Werbevertrages waren, reagierte EMP bis zum Redaktionsschluss dieses Artikels nicht. KuchenFiles kann bislang nicht bewerten, warum die von EMP versendete Stellungnahme den Darstellungen KuchenTVs widerspricht:

  • Laut der Stellungnahme von EMP hätte die vermittelnde Agentur nicht die nötigen Informationen zur Verfügung gestellt, um KuchenTV als Werbepartner richtig bewerten zu können. Laut KuchenTVs Darstellung, sei jedoch EMP bewusst gewesen, warum der Influencer kritisch gesehen wird und das Unternehmen habe sich bewusst entschieden, trotz dieser Vorwürfe einen Werbevertrag mit ihm abzuschließen.
  • Laut der Stellungnahme von EMP habe es sich bei der Entscheidung für eine Zusammenarbeit mit KuchenTV um eine „Fehleinschätzung“ gehandelt, die man korrigiert habe, indem man die Werbepartnerschaft „mit sofortiger Wirkung“ beendet hat. Laut der Darstellung von KuchenTV wurde die Werbepartnerschaft von EMP beendet, da es Morddrohungen gegen Mitarbeiter*innen von EMP gegeben habe und „weil der Hate, der gekommen ist, einfach auch irgendwann nicht mehr tragbar gewesen ist“.

Die widersprüchlichen Darstellungen lassen EMPs Distanzierung von KuchenTV fragwürdig erscheinen. EMP lässt die von KuchenTV geäußerte Behauptung offen, das Unternehmen habe sich bewusst für eine Werbepartnerschaft mit dem Influencer entschieden, obwohl die Inhalte KuchenTVs bei EMP bekannt gewesen seien. EMP dementierte die Darstellungen KuchenTVs gegenüber KuchenFiles nicht.

Feindmarkierung ohne Indizien

In seinem Livestream vom 22. Oktober 2024 auf der Plattform Twitch bemühte sich KuchenTV um die Darstellung, die bislang unbestätigten „Morddrohungen“ seien aus dem Umfeld der Influencerin Shurjoka gekommen.

Eine Person schrieb im Chat von KuchenTV:

Dinkleberg950: Find es krass das die Shurjoka bubble so „mächtig" ist obwohl die eigentlich von 90% „verachtet wird

KuchenTV las den ersten Teil der Nachricht vor und sagte:

„Ja, es ist halt, ne, wenn da Drohungen und so weiter bekommen, wenn da noch andere angeschrieben werden. Ja, es ist halt einfach nur ekelhaft, ne.“[sic!]

Später sagte er im Zusammenhang mit der Influencerin Shurjoka:

„Es werden Morddrohungen, Morddrohungen an Partner von mir gesendet. Also muss da nicht selber mal bei dieser Bubble irgendwann mal so das Klick machen, dass das irgendwann auch zu weit geht?“[sic!]

Die Täter*innen, die diese „Morddrohungen“ verschickt haben, seien „Wannabe Linke“, so ist sich KuchenTV sicher. Er sagte:

„Die Ausmaße sind halt wirklich sehr, sehr krass. Ne, wie gesagt, wenn man sich einfach nur mal vorstellt, dass Shurjoka ein Placement hätte und Leute aus meiner Community hätten an die Firma Morddrohungen geschickt, dann könnten wir uns sicher sein, dass wir die nächsten 8 Wochen jeden Tag vier Stunden Content von Shurjoka geschenkt bekommen hätten, wo sich die ganze Zeit darüber aufgeregt wird, wie ekelhaft das doch ist.“

Aus welchen Indizien KuchenTV den Schluss zog, dass die bislang unbestätigten „Morddrohungen“ aus dem Umfeld der Influencerin Shurjoka gekommen seien, erklärte er leider nicht.

KuchenTV und die Troll E-Mails

Seit einigen Monaten sind E-Mails im Umlauf, die von Trollen stammen und sich überwiegend an Influencer*innen richten, die sich an KuchenTVs Cybermobbing Kampagne gegen die Influencerin Shurjoka beteiligen. Trolle geben sich darin als Unterstützer*innen von Shurjoka aus. Sie bedrohen und beleidigen in diesen Rollen die adressierten Personen. Die Urheber*innen zielen darauf ab, dass diese Drohungen der Influencerin und ihrem Umfeld zugeschrieben und öffentlich skandalisiert werden.

KuchenTV selbst warnte bereits im September 2024 auf seinem YouTube Kanal vor diesen E-Mails. Schon im Titel des Videos rief er dazu auf, nicht auf diese E-Mails zu reagieren und sprach von „Fake E-Mails“.

YouTube: KuchenTV

Er erklärte in dem Video:

„Irgendwelche Trolle machen es sich zur Aufgabe, solche Fake E-Mails einfach rauszuschicken, so. Und es ist halt offensichtlich gefakt.“

„Es ist so offensichtlich gefakt. Und ich verstehe nicht, warum man diesem Müll diese Aufmerksamkeit für ein paar Klicks gibt.“

Ausführlich kritisierte KuchenTV den Umgang einiger Influencer*innen mit diesen Troll E-Mails. Er warf Influencern wie Jayriddle und Sinanswoche vor, aus Interesse an „Klicks“ öffentlich auf die Troll E-Mails zu reagieren und damit den Urheber*innen die Aufmerksamkeit und den Schaden zu ermöglichen, auf den diese abzielen.

KuchenTV warnte:

„Je mehr Aufmerksamkeit den du gibst, desto schlimmer werden diese Texte werden.“[sic!]

Über das Ziel der Urheber*innen der Troll E-Mails sagte KuchenTV:

„Das sind irgendwelche Trolle, die per False Flag Shurjoka noch schlechter dastehen lassen wollen und alle fallen für ein paar Klicks darauf rein.“

Warum KuchenTV die Urheber*innen dieser E-Mails als Tatverdächtige für die bislang unbestätigten „Morddrohungen“ gegen EMP ausschließt und warum er die Täter*innen als „Shurjoka Bubble“ markierte, teilte KuchenTV in seinem Livestream nicht mit.

Viele Zuschauer*innen KuchenTVs übernahmen seine Darstellung, dass es Morddrohungen aus dem Umfeld der Influencerin gegen EMP gegeben habe und verbreiteten sie auf den Plattformen Twitter und Twitch weiter. EMP sieht bislang keinen Anlass für eine Aufklärung der Widersprüche.

Troll E-Mails an das Jugendamt?

Im Fall der bislang unbestätigten „Morddrohungen“, die bei EMP eingegangen sein sollen, folgte KuchenTV den eigenen Empfehlungen nicht.

Das war nicht der erste Fall, in dem KuchenTV Troll E-Mails erkannte und kritisierte, diese gegenüber seinen Zuschauer*innen aber später als E-Mails aus der Community der Influencerin Shurjoka darstellte.

Eine oder mehrere unbekannte Personen haben sich laut KuchenTV in diesem Jahr bei dem für ihn zuständigen Jugendamt gemeldet. Laut KuchenTV wurden gegenüber dem Jugendamt falsche Angaben zur Lebenssituation seines Kindes gemacht, die zu einem Besuch des Jugendamtes bei KuchenTV führten.

Während KuchenTV noch im September 2024 davon sprach, dass in „offensichtlich gefakten“ E-Mails von Trollen dazu aufgerufen wurde, ihn beim Jugendamt zu melden, warf er der Influencerin Shurjoka einen Monat später, nach dem Besuch des Jugendamtes vor, sie trage eine „sehr große Mitschuld“ daran, dass das Jugendamt kontaktiert worden sei.

Wie E-Mails zeigen, die KuchenFiles zugespielt wurden, war KuchenTV in einem Verteilter einer Troll E-Mail, in der von einer Kontaktierung des Jugendamtes gesprochen wurde, zwei Wochen bevor die Influencerin Shurjoka in einem Livestream sagte, sie hoffe, dass KuchenTVs Ex-Partnerin das alleinige Sorgerecht für das gemeinsame Kind erhält. Auch die Thematisierung der Troll E-Mails durch die Influencer Jayriddle und Sinanswoche erfolgte vor Shurjokas Aussage zum Sorgerecht.

Glaubwürdigkeit?

Erst im August 2024 behauptete KuchenTV auf seinem YouTube Kanal, das Betreiber*innenkollektiv von noblogs.org, der Plattform, auf der KuchenFiles erscheint, solle „Anschläge verübt haben“. Wie KuchenFiles zeigen konnte, ist diese Information falsch.

Cake News: KuchenFiles sehr bedenklich

Ausgehend von dieser falschen Information behauptete KuchenTV in diesem Video über die Influencerin Shurjoka:

„Die arbeitet einfach mit Terroristen zusammen“.

Laut eigenen Angaben erwirkte die Influencerin daraufhin eine einstweilige Verfügung gegen KuchenTV. Das Gericht untersagte ihm, diese Behauptung weiter zu verbreiten. KuchenTV habe vor Gericht nicht belegen können, dass das Betreiber*innenkollektiv von noblogs.org oder die Redaktion von KuchenFiles terroristisch agieren würden oder Anschläge verübt hätten.

Die Aussage, die Influencerin arbeite „mit Terroristen zusammen“ hat KuchenTV erst nach dem Erlass der einstweiligen Verfügung aus seinem Video entfernt und nicht bereits, als ihm bekannt war, dass er falsche Informationen verbreitet hatte. Die falsche Information, das Betreiber*innenkollektiv von noblogs.org habe „Anschläge begangen“, verbreitet KuchenTV zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels seit 2 Monaten auf seinem YouTube Kanal. Das Video mit den von KuchenTV lancierten falschen Informationen erreichte bislang mehr als 340.000 Aufrufe.

Da KuchenTV den falschen Vorwurf, die italienischen Betreiber*innen von noblogs.org hätten Anschläge verübt, nicht aus seinem Video gelöscht hat, kann geschlussfolgert werden, dass er diese falschen Informationen bewusst verbreitet, um KuchenFiles als gefährlich darzustellen.

KuchenFiles bewertet es als wahrscheinlich, dass auch KuchenTVs Darstellung, die angeblichen „Morddrohungen“ gegen EMP seien aus dem Umfeld von Shurjoka gekommen, der Feindmarkierung und Dämonisierung der Influencerin und ihrer Unterstützer*innen dient.