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Rechtspopulismus Transfeindlichkeit

Kuchen TV und transfeindliche Memes

Mit einem Video Tweet vom 29. Dezember 2023 unterstützte KuchenTV die transfeindliche Erzählung, nach der transgender Athlet*innen den Sport dominieren würden. Dies transportiert er mit einem Video, in dem eine übermächtige, muskulöse Figur körperliche Gewalt gegen eine als klein und schwach dargestellte Figur ausübt.

Diese Erzählung wurde insbesondere durch Rechtsradikale in den USA popularisiert. Rechtsradikale Populisten wie zum Beispiel Donald Trump und Matt Walsh nutzen diese Erzählung, um Hass und Diskriminierung gegen trans Menschen zu fördern.

Unter dem Tweet wurden transfeindliche Kommentare gepostet. In der Southpark Folge, aus der dieses Standbild stammt, wird eine gewalttägige, muskulöse Person als „transgender athlete“ vorgestellt, die sich allein zur Teilnahme am Frauensport zwei Wochen vor dem Wettkampf als Frau identifiziert habe. Die Beteiligung der Person am Wettkampf führt einerseits zum überlegenen Sieg und andererseits zu schweren Verletzungen bei einer Kontrahentin.

https://twitter.com/FredTroII/status/1740723884914028906

Die Erzählung, dass sich „Männer“ mit dem Ziel der dominierenden Teilnahme am Frauensport als Frauen identifizieren würden, transportiert einerseits die transfeindliche Annahme, dass trans Frauen „eigentlich Männer“ seien und schürt gleichzeitig Hass, insbesondere gegen trans Frauen, indem ihre Identität mit niederen Motiven und betrügerischen Absichten assoziiert wird.

KuchenTV hat Kommentare dieser Art nicht kritisch kommentiert und nicht ausgeblendet. Stattdessen klickte er bei diesem transfeindlichen Meme auf „gefällt mir“.

https://twitter.com/Kuchngeschmack/likes

Ein weiterer Kommentator bezeichnete den Sport von transgender Athlet*innen unter KuchenTVs Tweets als „Paralympics“.

https://twitter.com/DerFloetzinger/status/1740724851122545010

Weitere Kommentare stimmen KuchenTV in dessen Dominanzerzählung zu.

https://twitter.com/Redbull_Fan_24/status/1740723491115307125

https://twitter.com/GamerDH95/status/1740723693272318179

Bei näherer Betrachtung des Themas wird schnell sichtbar, dass die in dieser Erzählung unterstellte Dominanz von trans Frauen im Frauensport nicht gegeben ist. In Einzelfällen zeigen sich Unterschiede in den körperlichen Voraussetzungen, die abseits transfeindlicher Hetze auch unter Cis-Frauen zu finden sind.

Die Schaffung fairer Voraussetzungen im Sport stellt sich als komplexe Problemstellung dar, für die es bis heute keine einfache Lösung gibt, die trans Menschen aber beispielsweise auch Cis-Frauen mit hohen Testosteronspiegeln eine faire Teilnahme am Sport ermöglichen.

Die Diskussion sinnvoller, diskriminierungsfreier Lösungen zur Herstellung fairer Wettkampfbedingungen im Sport ist nicht transfeindlich. Transfeindlich sind populistische Memes, die trans Menschen dämonisieren, ihnen niedere Motive unterstellen, die Wettbewerbssituation im Sport bewusst verzerren und die Debatte darum verkürzen.

Die folgenden Videos bieten differenzierte Auseinandersetzung mit diesem komplexen Thema:

Anstatt einer differenzierten Auseinandersetzung mit diesem Thema und anstelle von Aufklärung über die mit diesem Thema verbundenen Probleme, verbreitete KuchenTV die auf die Diskriminierung von trans Menschen abzielende Dominanzerzählung.

So tat er dies auch in seinem Video über die Schwimmerin Lia Thomas vom 8. April 2022, wo er das Bild von „haushoch“ dominierenden trans Frauen im Frauensport zu zeichnen versuchte und Zweifel an deren Glaubwürdigkeit nährte.

Auf Twitter bezeichnet sich KuchenTV als „Elotrans (he/him)“. Elotrans ist ein Medikament zur Behandlung von Durchfallerkrankungen.

https://twitter.com/Kuchngeschmack

Im Kontrast dazu sprach sich KuchenTV immer wieder gegen die Diskriminierung von trans Menschen aus, kritisierte Influencer*innen, die trans Menschen ihre Existenz absprachen oder sie missgenderten und zeigte sich offen für Aufklärung zum Thema Transidentität an Schulen.

KuchenTV ist nicht dafür bekannt, sich gewissenhaft mit den Themen auseinanderzusetzen, zu denen er sich als „Meinungsblogger“ äußert. Seine Karriere gründet nicht unwesentlich darauf, Inhalte zu produzieren, die bei einem rechten Publikum gut ankommen, weil diese, meist als „Witz“ gerechtfertigt, diskriminierende Erzählungen reproduzieren, die sich gegen Betroffene richten und sie ins Lächerliche ziehen.

Welcher dieser Gründe bei der Verbreitung des gezeigten „trans athletes“-Memes oder beim Verspotten von Transidentität mit der Bezeichnung eines Durchfallmedikaments ursächlich waren, kann nicht abschließend beurteilt werden.